Im Gesundheitswesen, insbesondere während Rehabilitationsphasen, spielt die Beleuchtung eine wichtige Rolle hinsichtlich des Genesungserfolges. Ihre primäre Funktion, nämlich anfallende Sehaufgaben zu gewährleisten, rückt dabei zwar teilweise in den Hintergrund, muss aber dennoch Berücksichtigung finden. So ist oft die gesunde Mischung aus Funktions- und dekorativem Licht die ideale Lösung. Am Beispiel zweier medizinischer Einrichtungen der ideamed-Gruppe hat Molto Luce die darauf abgestimmte Beleuchtung eingeplant.
Inhalt dieses Grundlagen-Artikels:
Lichtlösungen im Gesundheitswesen sind aufgrund der unterschiedlichen Aufgabenbereiche breit gefächert und lassen sich nur schlecht pauschalisieren. Insbesondere in „Funktionsräumen“ wie Behandlungszimmer, OP-Säle oder Krankenstationen steht das erforderliche Beleuchtunsgniveau im Vordergrund der Planungsprämissen. Oftmals erfüllen dekorative Leuchten nicht die notwendigen lichttechnischen Spezifikationen oder sind schlichtweg in der Summe der Investition preislich nicht relevant, so dass hier funktionale Lichtlösungen zu priorisieren sind. Dass diese jedoch auch ein angenehmes und vielleicht sogar designorientiertes Äußeres aufweisen dürfen, steht außer Frage. Denn gerade in Behandlungsräumen ist es wünschenswert, für den Patienten eine Atmosphäre der Geborgenheit zu schaffen. Dies lässt sich durch eine ansprechende Lichtlösung in enger Abstimmung mit dem Interieur und unter Berücksichtigung der für die zu erfüllenden Sehaufgaben benötigten Beleuchtungsstärken an den relevanten Stellen des Raumes gut realisieren.
Anders verhält sich dies in Rehabilitationsstätten und Tageskliniken mit psychosomatischem Schwerpunkt. Hier steht die physische und psychische Genesung der Patienten im Vordergrund, und diese ermöglicht und erfordert teils eine grundlegend andere Lichtstimmung. Die auch in diesen Einrichtungen vorhandenen entsprechenden Behandlungsräume sind selbstverständlich separat zu betrachten.
Grundsätze der Beleuchtung
Ohne Frage gilt es auch in den vorab genannten Rehabilitationseinrichtungen gewisse Grundregeln der Beleuchtung einzuhalten. Das Beleuchtungsniveau muss in allen Bereichen dem individuellen Bedarf entsprechen, die Lichtquellen sollten ausreichend entblendet sein und die Lichtfarbe den jeweiligen Notwendigkeiten angepasst werden. Trotzdem sollten die Beleuchtungskörper in jedem Fall ansprechende und dekorative Schwerpunkte beinhalten. Die Leuchten dürfen positiv auffallen und auch gerne faszinieren. Dies betrifft sowohl die grundsätzliche Form bzw. das Design als auch die Lichtwirkung, die oftmals von der richtigen Platzierung abhängig sein kann. Es geht dabei um eine offensichtliche Harmonie zwischen dem Interieur und den Lichtquellen. Diese kann durch sinnvolle Ergänzung, aber auch durch spannende Kontraste erreicht werden und ist abhängig von der allgemein gewünschten Ausstrahlung der Räumlichkeiten.
Auch unterschiedliche Materialien und Oberflächen können gewohnte Sichtweisen aufbrechen und für ein wohliges Ambiente sorgen. Am ehesten erinnern die möglichen Lichtlösungen an Anwendungen aus dem privaten Ambiente, so dass oftmals klassische Wohnraumbeleuchtung, gepaart mit funktionalem Raumlicht zum Einsatz kommt.
Die Behandlungs- und Therapieräume müssen dabei Mindestbeleuchtungsstärke von 300 Lux bei einem Farbwiedergabeindex von Ra 80 aufweisen. In Fluren, Treppenhäusern und anderen Verkehrswegen müssen tagsüber 200 Lux (nachts 50 lx) erreicht werden. Bildschirmarbeitsplätze, wie sie am Empfang oder in Verwaltungsbereichen vorkommen, sind mit 500 lx auszuleuchten, während in der direkten Umgebung 300 lx genügen. In Speise- und Aufenthaltsräumen muss die mittlere Beleuchtungsstärke 200 lx (in Personalräumen 300 lx) betragen, während in Personenaufzügen 100 lx als ausreichend betrachtet werden können.
Nun ist eine Rehabilitationseinrichtung natürlich keine Klinik und kann schon allein aus diesem Grund auch in puncto Beleuchtung flexibler und individueller ausgestattet werden. Doch die Wirkung, wie sie insbesondere in den vorliegenden Fällen anhand der Projektfotos deutlich wird, ist immens wichtig. Die Gäste bzw. Patienten des Hauses befinden sich in der Erholungsphase einer Erkrankung, eines Unfalls oder eines anderen Gebrechens. Da ist es mehr als wünschenswert, dass das Augenmerk ganz auf der schnellen und angenehmen Verbesserung des physischen und psychischen Zustandes liegt. Diese Wohlfühlatmosphäre kann nicht nur durch die grundsätzliche Formgebung der Leuchten, sondern ganz besonders durch die Lichtwirkung spürbar verstärkt werden. Die Planer haben es im vorliegenden Fall durch die angenehme Mischung aus funktionalem und dekorativem Licht besonders gut gelöst.
Dabei sind die technischen Eigenschaften der Leuchten, also insbesondere die Lichtcharakteristik und die Wahl der Lichtfarbe, ausgesprochen wichtig, um die gewünschte Stimmung zu erzeugen. Die Mischung aus weichem Raumlicht und akzentuierten Strahlern ist hier die gewählte Lösung. Die warmen Lichtfarben zwischen 2.700 und 3.000 Kelvin sorgen für eine gemütliche Atmosphäre, wie sie auch in Wohnräumen genutzt werden sollte. Obwohl in den beiden Projekten auf eine Lichtsteuerung (biodynamisches Licht bzw. Human Centric Lighting) gänzlich verzichtet wurde, ist die gewünschte Wirkung, nämlich eine umfassende Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, als durchweg gelungen anzusehen. Es müssen nicht immer komplexe und automatisierte Lichtlösungen eingesetzt werden, um mit dem Licht das Ambiente maximal zu unterstützen – oftmals genügt auch eine fachkundige und geschmackvolle Auswahl und Platzierung der Lichtquellen. Einer schnellen Erholung oder Genesung steht in den vorliegenden Einrichtungen unter diesen Aspekten jedenfalls nichts im Wege.
(Bild: Molto Luce GmbH / Alexander Schwarz)
Klinik im Alpenpark
Beim Betreten der Klinik am Tegernsee (im Alpenpark) erinnert auf den ersten Blick rein gar nichts an den Aufenthalt in einer medizinischen Örtlichkeit. Warme Farben und Holztöne, geschmackvolle Innenarchitektur gepaart mit ebensolchem Mobiliar lassen doch eher vermuten, dass man an seinem Wunschurlaubsziel im Hotel angekommen ist. Die Beleuchtung, bestehend aus rauchigen Glaspendelleuchten, Deckenspots und einer runden, großformatigen Profilleuchte, versprühen ein angenehmes und durchaus luxuriöses Flair. Die Pendelleuchten befinden sich meist in den Ecken und Übergängen der Räume und sorgen so für eine Auflösung der Geometrie.
Im Zentrum des Empfangs befindet sich ein Lichtobjekt aus direkt und indirekt strahlenden Profilringen, die durch ihre ineinander verschachtelte Anordnung und die filigrane Erscheinung ein großes Maß an Leichtigkeit ausstrahlen. Die teils mit Echtholz verkleideten Wände werden durch die dekorativen Strahler an den Wänden spannend inszeniert und erzeugen ein entsprechendes Spiel aus Licht und Schatten.
Über die eher funktional mit runden LED-Flächenleuchten ausgeleuchteten Treppenhäuser gelangt man in die Flure, die je nach Etage zu den Zimmern und Suiten, aber eben auch zu entsprechenden Behandlungsräumen führen. Diese ähneln durch die großformatigen und mit regionalem Bezug versehenen Fotografien eher einer Kunstgalerie. Der Laufweg und die Kunstwerke sind über ein schwarzes Lichtschienensystem ausgeleuchtet, welches auch aufgrund der unterschiedlichen Schaltmöglichkeiten individuell genutzt werden kann.
Auf die jeweiligen Zimmer und Suiten weisen Sonderstoffleuchten mit aufgedruckten Zimmernummern hin. Die dahinter befindlichen Räume erinnern ebenfalls eher an luxuriöse Hotelzimmer als an eine medizinische Einrichtung. Großvolumige Stoffpendelleuchten sind so an der Decke verteilt, dass sie sowohl eine sehr gemütliche Atmosphäre erzeugen als auch für eventuell notwendige Untersuchungen im Zimmer ein ausreichendes Beleuchtungsniveau bieten.
Das im Erdgeschoss befindliche Restaurant/Café mit angeschlossener Terrasse reiht sich in das durchweg wohnliche und gemütliche Ambiente ein. Die teils durch System- und Einzelleuchten geführte Lichtwirkung hat gänzlich nichts mit einer nüchternen Kantinenbeleuchtung, wie man diese gewöhnlich an solchen Orten erwartet, zu tun und passt herausragend gut zu der vorhandenen Innenarchitektur.
Tagesklinik in München
Die CIP Tagesklinik München Nymphenburg befindet sich direkt am Nymphenburger Schloss und hat sich auf die teilstationäre psychosomatische Behandlung konzentriert. In der geschmackvoll renovierten Villa im Altbaustil werden die Patienten in der Eingangshalle von einem aus dem Deckenstuck herausragenden runden Profilleuchter empfangen und in die abzweigenden Flure geleitet. Auf den vier Etagen, die über einen Fahrstuhl oder ein Treppenhaus zu erreichen sind, befinden sich die unterschiedlichen Ruhe-, Behandlungs- und Therapieräume.
Im Treppenauge befindet sich ein goldfarbenes Lichtobjekt, welches sich an drei Abhängungen durch alle Etagen erstreckt. Die luftigen Lichtkugeln werden sowohl von innen als auch von den darüber und darunter befindlichen Körpern angestrahlt. Dadurch haben sie eine faszinierende Lichtwirkung. Farbe, Form und Montageart passen in das historische Ambiente und wirken wie ein geschmackvolles Überbleibsel aus vergangenen Jahren.
Der im Erdgeschoss befindliche Gastronomiebereich sowie die angrenzenden Personalräume werden funktional und zugleich dekorativ über ein weißes Stromschienensystem mit flexiblen Strahlern ausgeleuchtet. In fast jedem Raum tauchen immer wieder großvolumige Deckenleuchten auf, die je nach Anwendung direkt an der Decke oder, wie in dem großen Gruppentherapieraum im Obergeschoss, individuell abgependelt die jeweiligen Räume in ein weiches Licht tauchen.
Im Ruheraum, in dessen Erker sich zwei bequeme Relaxsessel mit Aussicht in den natürlich gestalteten Garten befinden, wird mit einer Mischung aus Decken- und Stehleuchten sowie mit einem optional zuschaltbarem Schienensystem gearbeitet, um in dem Raum die benötigte atmosphärische Entspannung zu gewährleisten.
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