Perfekt integriert: Unsichtbare Medientechnik im Hotel Atlantic

Im Atlantic Hotel Heidelberg sind unter anderem skalierbare Konferenzräume, eine Bar, ein Restaurant und ein 350 Quadratmeter großer Ballsaal vorhanden. Die Medientechnik – darunter Beamer, Leinwände, AMX-Mediensteuerung und Lautsprecher – wurde vom Kompetenzcenter Digitale Medientechnik des Systempartners ROM-Technik aus Aalen verbaut – und so perfekt integriert, dass sie erstaunlich unauffällig bleibt. Als Vorgabe des Heidelberger Bahnstadt-Quartiers musste insgesamt ein Passivhaus-Standard erfüllt werden.

Großer Ballsaal im Hotel Atlantic
Blick auf den 350 Quadratmeter großen Ballsaal – links oben ist eine der Boxen des JBL-Line-Arrays zu sehen

Im Februar 2024 eröffnete das Atlantic Hotel Heidelberg unmittelbar beim Bahnhof und dem neuen Heidelberger Kongresszentrum. Neben 310 Zimmern sind in dem „4 Sterne Superior“-Hotel neun flexibel verwendbare Event-Räume vorhanden – samt einem 350 Quadratmeter großen Ballsaal, einem großen Restaurant und einer Bar mit Lounge-Bereich. Damit, so der Betreiber, soll ein passendes Ambiente für Konferenzen, Meetings, Feiern, Empfänge und hybride Veranstaltungsformate geboten werden.

Das Haus ist Teil der Bremer Atlantic-Gruppe, die derzeit 21 Häuser betreibt (das Hamburger Atlantic Hotel gehört nicht dazu). Das Gebäude ist laut Betreiber zudem „das weltweit erste und einzige Hotel-Hochhaus nach Passivhaus-Standard“. Das liegt daran, dass in der Heidelberger „Bahnstadt“ – ein Quartier mit Wohnungen und Geschäften, das 2012 auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs entstand – ein Passivhaus-Konzept vorgeschrieben ist. Dazu später mehr.

Marc Rohe, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter im Bereich Projekte und Entwicklung der Atlantic-Gruppe, erklärt, dass die Häuser in Farbtönen und Umsetzung jeweils an die Stadt angepasst werden. In Heidelberg fällt eine edle, dezente Ausstattung auf, beispielsweise mit Echtholz-Parkett in den Zimmern. „Das ist ein wichtiges Statement, und der Gast ist bereit, etwas mehr zu bezahlen. Das muss dann am Ende des Tages bei jeder Kleinigkeit passen – ob es der Ton, der Beamer oder das Ambiente ist oder wie es sich im Stuhl sitzt.“

Konferenzräume mit „Medientechnik-Paket“

Für Konferenzen gibt es einen 160 Quadratmeter großen Raum, der in vier einzelne Räume teilbar ist und unterschiedlich bestuhlt werden kann. Die AV-over-IP-Struktur soll die Verschaltung aller Räumlichkeiten ermöglichen. „Jeder Raum lässt sich einzeln nutzen. Alternativ kann ich zwei, drei oder alle vier zusammenschalten. So lassen sich alle Raumszenarien mit abbilden, und ich habe unterschiedlich große Projektionsflächen“, so Dietmar Moser, der beim Systempartner ROM-Technik aus Aalen für den Vertrieb des Kompetenzcenters Digitale Medientechnik zuständig ist.

Ein einzelner Raum kann – je nach Nutzung – voll bestuhlt sein, sodass keine Mediengeräte eingerollt werden können. Deshalb hat man sich für Leinwände in Projektionsgröße entschieden, die jeweils an zwei Stahlseilen abgerollt werden. Letztere können zusätzlich abgefahren werden, sodass die Leinwand möglichst weit nach unten eingebracht werden kann. Dadurch bleibt die Raumkulisse erhalten, ohne den gesamten hinteren Bereich mit einer Leinwand zu verdecken – stattdessen hängt die Leinwand dreidimensional im Raum.

Ein Medien-Caddy kann eingerollt werden. „Dort kann ich mich mit meinem USB-C- oder HDMI-Kabeln andocken“, erklärt Moser. Die Technik bleibt weitgehend „unsichtbar“. „In dem Möbel ist ein AMX-Modul verbaut. Weitere Kabel – wie Netzwerkkabel – kann ich bei Bedarf auch herausführen.“ Der Projektor wird über ein Liftsystem aus der Decke abgelassen. Eine Mikrofonierung der Redner ist ebenfalls in jedem Raum möglich.

Konferenzräume im Hotel Atlantic
Das Konferenzbereich des Hotels kann in vier Räume unterteilt werden, die kombiniert werden können – hier zu sehen ein „doppelter” Raum mit 80 Quadratmetern Fläche

Niederschwelliges AMX-Touchpad-Steuersystem

Die Steuerung der Räume erfolgt per AMX-Touchpads mit möglichst geringem Bedienaufwand, um den Gast schnell zum gewünschten Ergebnis zu führen. „Einen Lichtschalter im Zimmer finde ich zum Beispiel super – an/aus, funktioniert einfach, das ist jeder gewöhnt“, erläutert Marc Rohe die Herangehensweise. „Wenn Sie eine Bus-Steuerung im Zimmer machen, wo die Leute alles mögliche regeln können und noch ein iPad bekommen, dauert das zu lange – bis sie das dem Gast erklärt haben, ist der schon wieder ausgecheckt.“

Der Gast sollte nur bestimmte Möglichkeiten zur Einstellung haben, mit einfacher Nutzerführung. „Geben Sie den Gästen zu viel, kommt damit keiner klar. Die finden sich nicht in ein Gebäude ein und wollen erstmal einen Lehrgang haben. Sie wollen reinkommen, auf einen Knopf drücken – dann sollen Beamer und Leinwand runtergehen, Sound an, auf geht’s. Für den Rest müssen wir sorgen.“ Es sei die Herausforderung, nicht zu viel an Möglichkeiten zu haben. „Es muss funktionieren, und darf nicht zu schwer zu bedienen sein. Das System muss Gast-kompatibel bleiben.“

Bar-Bereich im Hotel Atlantic
Der Bar-Bereich lädt zum Verweilen ein – neben der JBL-Deckenbeschallung sind einzelne Genelec-Lautsprecher an der Wand (rechts) vorhanden, um das Klangbild zu untermauern

Andere Bereiche sollten Servicepersonal und Technikern, jeweils in verschiedenen Ebenen, vorbehalten sein. Sie können über separate Seiten zugreifen. „Eine Anforderung war für den Programmierer recht knifflig“, erinnert sich Moser. „Der PC des Hotels – das Buchungssystem zum Einchecken – sollte auch die Audioanlage schaltbar machen. Weil es separate Netze sind, haben wir das über eine HTML-Seite gelöst, auf die der Hotelrechner zugreifen kann, um die Technik zu steuern. Das war von der Programmierung eine Herausforderung, weil von AMX keine fertigen Module verfügbar waren.“

Im Restaurant, in der Bar, in der Lobby und auf der Ballsaal-Etage sind 128 JBL-Deckenlautsprecher Con 24CT installiert. „Eine Herausforderung war, dass die Deckenlautsprecher farblich zur Decke passen müssen“, erinnert sich Moser. Sie sollten optisch im Hintergrund bleiben – dazu musste es die RAL-Farbe 7024 sein, ein Anthrazitgrau. „Das hat eine spezielle Lackiererei übernommen, die beispielsweise für einzelne Audi-Modelle Lackierungen übernimmt und die bei uns ansässig ist“, wirft Alexandros Vlassakakis vom Heilbronner Vertrieb Audio Pro ein, der die Audiotechnik lieferte.

Raumakustik als wichtiger Faktor

Der 350 Quadratmeter große Ballsaal und die Konferenzräume nehmen – mit Aufenthaltsbereichen – die gesamte elfte der 15 Etagen ein; hier sind etwa Bankettveranstaltungen, Konferenzen oder private Feiern möglich. Er ist bei Bedarf in zwei Räume abteilbar. In der „großen“ Ausführung entsteht eine tragende, aber kontrollierte Akustik. „Wir sehen oft in modernen Hotels, dass alles aus Stahlbeton offen gestaltet wird. Da ist wenig drin, was Schall schluckt. Wir schauen mit Schallschutzexperten, dass man sich noch vernünftig unterhalten kann“, meint Rohe.

Im Ballsaal ist für die passende Kontrolle eine Deckenabhängung verantwortlich. In den Aufenthaltsbereichen zum Ballsaal ist beispielsweise dichter Teppichboden verlegt, dazu Vorhänge. „Da geht es auch um Diskretion, wenn Vorstandsveranstaltungen sind, und am Stehtisch vertrauliche Informationen besprochen werden. Das geht nur, wenn ich die Raumakustik so trocken wie möglich mache“, merkt Dietmar Moser an.

Raumakustik sei „ein Faktor, der eigentlich doppelt kostet“: Der Kunde bezahle zunächst, um den Hall aus dem Raum zu bekommen. Um anschließend Sprachverständlichkeit zu erhalten, muss wiederum die Beschallungsanlage größer dimensioniert sein. „Für den Gast hat die Kombination den höchstmöglichen Komfort,“ findet Moser.

Ballsaal mit „doppelter“ PA-Anlage

Zusätzlich zu den JBL-Lautsprechern in der Decke wurden jeweils zwei JBL CBT70-Line-Arrays an beiden Enden des Saals montiert. Der Grundgedanke: Der Raum lässt sich in zwei Räume abteilen. Auch hier sollte das Design unauffällig sein, die Line-Arrays sind ebenfalls in der Sonderfarbe lackiert. Die Schallzeilen dienen beispielsweise für Leistungsreserven bei Unterhaltungsveranstaltungen und Medienton, zudem sollen sie einen Richtungsbezug zur Leinwand oder einem Sprecher ermöglichen.

In der Decke sind zudem zwei Subwoofer integriert. „Es sollten keine Komponenten herumstehen, die Anlage sollte am besten so klein wie möglich wirken – gleichzeitig sollte im Bassbereich noch etwas mehr Volumen möglich sein“, so Vlassakakis. Durch die kugelförmige, ungerichtete Ausbreitung der Bassfrequenzen sei die Positionierung an der Decke kein Problem gewesen. Das Gesamtsignal wird gleichzeitig über die „herkömmlichen“ JBL-Deckenlautsprecher ausgegeben. Sie werden entsprechend verzögert, um den Schall mit dem Front-PA-System an der jeweiligen Stelle passend anzukoppeln.

Moser berichtet: „Der Kunde wollte flexibel bleiben mit der Beschallungsrichtung, je nach Nutzungsbedarf. Wenn die Trennwand offen ist, muss ich festlegen, welche Beschallungsachse ich nehmen möchte – das lässt sich per Touchpad einstellen. Darin bestand eine Herausforderung bei der Programmierung des Systems, weil ich mein Delay in die andere Richtung ausrichten muss.“

Bar-Beschallung für kräftigeren Sound

In der Bar – die mit dem Restaurant in der 15. Etage untergebracht ist – sollte auf einer Seite der Sound bei Bedarf etwas kräftiger sein, „daher haben wir Genelec-Lautsprecher zusätzlich zu den Deckenlautsprechern angebracht. Wir hatten auch die Integration eines Subwoofers vorbereitet – als wir das Ergebnis allerdings gehört hatten, reichte uns die Wiedergabe vollkommen aus“, erklärt Dietmar Moser.

Die Kombination der unterschiedlichen Systeme sei in der Praxis kein Problem gewesen. „Das sind zwei unterschiedliche Kreise, die genau aufeinander eingemessen worden sind.“ Am Tresen – dem „Welcome Desk“ – kann sich zudem ein DJ andocken und Signale über einen Audionate-Adapter direkt ins Dante-System einspeisen, In einem Terassenbereich soll noch Lounge- Beschallung nachgerüstet werden. Das werde über ein Akku-betriebenes Säulensystem erfolgen, prognostiziert Alexandros Vlassakakis, da keine Kabel rausgelegt werden können.

Passivhaus: TV mit niedrigsten Standby-Verbrauch

Zurück zum eingangs erwähnten Passivhaus-Standard und den damit verbundenen Rahmenbedingungen: Beispielsweise die Klimatisierung läuft nicht über eine „pustende“ Klimaanlage, sondern die Kälte „fällt“ praktisch sanft aus dem Schacht heraus, erklärt Stephan Sporer, Atlantic-Hoteldirektor in Heidelberg. „Das System reagiert träge. Das hat zur Folge, dass die Gäste teilweise kritisieren, dass es nicht so kalt ist, wie sie es sich wünschen. Allerdings gab es in jedem Hotel, in dem ich bisher gearbeitet habe, Gäste, die sich das gewünscht haben“, schränkt er ein.

Die Fenster sind dreifach verglast. „Wenn Sie im Zimmer sind, kann es schön kühl sein, aber sobald Sie das Fenster aufmachen, ist die Energie, die reinkommt, größer. Dann haben Sie verloren, und die Kühlung dauert ewig. Die Leute haben das Gefühl, die Klimaanlage funktioniert nicht. Im Winter ist dies unerheblich – die Heizung hat diesen Winter gut funktioniert.“ Sie mussten alle Geräte, die Wärme erzeugen und Energie benötigen, genau unter die Lupe nehmen, „ sodass wir im Passivhaus-Standard-Reglement bleiben, und dort immer wieder begründen, warum wir uns wofür entschieden haben“, ergänzt Marc Rohe, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter im Bereich Projekte und Entwicklung der Atlantic-Gruppe.

„Der Fernseher von Samsung auf den Zimmern hat vielleicht nicht den geringsten Stromverbrauch. Sein großer Vorteil: Er geht in einen ‚Tiefschlaf‘-Modus.“ Im Standby-Modus fließe nur noch sehr wenig Strom, verglichen mit anderen Geräten. „Bei uns in den Hotelzimmern sind die Fernseher zu 95 Prozent der Zeit aus, weil der Gast minimal auf dem Zimmer ist.“ Die Gesamtanalyse des Stromverbrauchs gehe bis in die Küchen-Industriegeräte: „Welche sind effizient?“

Die Anforderung zog sich durch einzelne Gewerke: Die Innenarchitekten beim Dienstleister Brumann hatten zum Beispiel Probleme, die richtigen energieeffizienten Materialien zu finden, erklärt die Designerin Alexandra Pfeifer. „Den Markt für Schmuckleuchten gibt es dafür bislang nicht.“ Sie mussten jeden Raum separat betrachten, um die Werte zu erfüllen. „Auch die Vorplanung war wichtig – wenn einmal die Kühldecke drin war, ließ sich die Abhängung nicht mehr ändern.“

Energieeffizienz und Geräuschemission

Bei der Medientechnik war das Thema weniger relevant. Rohe: „Wir mussten beim Stromverbrauch nicht so genau sein. Es wird ein Gesamtvolumen des Verbrauchs angenommen.“ Dadurch habe die Freiheit bestanden, auch rein nach Qualität auszusuchen. Ein weiteres Kriterium bestand in der Verfügbarkeit der Geräte – beim Bau des Hotels während der Pandemie eine Herausforderung, berichtet Moser. Davon abgesehen ließ sich auch die Energieeffizienz berücksichtigen: Die Genelec-Lautsprecher, die in der Bar zum Einsatz kommen, bieten eine Abschalt-Automatik bei längerer Nichtnutzung, ergänzt Alexandros Vlassakakis.

Bei den Beamern setzten sie auf Laser-Technologie, für starke Lichtleistung bei geringem Stromverbrauch, so Moser. Zudem war ihnen bei den Geräten eine niedrige Geräuschemission wichtig. „Wir setzen sehr leise NEC-Geräte ein. Da die Beamer teilweise über den Köpfen der Leute hängen, war wichtig, das Publikum nicht akustisch zu belasten.“ Nach der mitunter herausfordernden Pandemie-Bauphase freuen sich die Beteiligten über das beeindruckende Gesamterlebnis im Hotel, das sich besonders in den Details widerspiegelt.

Quelle: COM! – Das Computer Magazin