WMAS auf der Bühne

Die ersten Funkstrecken auf WMAS-Basis kommen von Shure und Sennheiser. Die WMAS-Vorteile nutzen sie für unterschiedliche Produktkonzepte.

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Wireless Multichannel Audio Systems (WMAS) ist eine neue Technologie für drahtlose Audioübertragung, die mehrere Audiokanäle innerhalb eines einzigen, breiten Frequenzblocks überträgt. Im Gegensatz zu herkömmlichen schmalbandigen Mikrofon- und In-Ear-Monitoring-Systemen, die für jeden Kanal eine separate Frequenz benötigen, nutzt WMAS Breitbandtechnik, um effizienter mit den verfügbaren Frequenzen umzugehen.

Die Technik ermöglicht in Theorie und Praxis eine bidirektionale Kommunikation, soll Interferenzen reduzieren und die Frequenzkoordination vereinfachen. Durch die dynamische Anpassung der Sendeleistung und Spektrums- Ausnutzung kann die gleiche Anzahl an Geräten mit weniger Frequenzressourcen betrieben werden. Dies ist heutzutage besonders relevant, da für uns verfügbare Lücken im Spektrum durch den wachsenden Mobilfunk und andere Dienste immer knapper werden.

Sennheiser Spectera mit – auf den ersten Blick verwirrenden – Antennenanschlüssen

Sennheiser Spectera mit – auf den ersten Blick verwirrenden – Antennenanschlüssen


Spectera_DAD_UHF_Antenna_Special_Angle(Bild: © 2021 Kochstrasse™ – Agentur für Marken GmbH)

Bidirektional

Ein entscheidender Vorteil von WMAS ist die bidirektionale Kommunikation. Sie ermöglicht nicht nur, Statusinformationen auszutauschen: Es lässt sogar sowohl Mikrofone als auch In-Ear-Monitoring innerhalb desselben Frequenzblocks zu. Während herkömmliche drahtlose Systeme für Mikrofone und In-Ear-Monitoring getrennte Frequenzen nutzen, ermöglicht WMAS eine gleichzeitige, koordinierte Übertragung in beide Richtungen. Da durch können Künstler beispielsweise mit einem einzigen Bodypack sowohl ihr Mikrofon als auch ihr In-Ear-Signal verwalten.

Shure verwendet in seinem digitalen In-Ear-Monitoring-System Axient Digital PSM ebenfalls WMAS-Technik.

Shure verwendet in seinem digitalen In-Ear-Monitoring-System Axient Digital PSM ebenfalls WMAS-Technik.

Das bedeutet in der Praxis: Man kann mit einem einzigen Frequenzblock (ca. 6-8 MHz) bis zu 64 Audiosignale (32 Inputs / 32 Outputs) verarbeiten. Abgesehen von den praktischen Vorteilen der umfänglichen Systemüberwachung (liegt eine Störung vor oder ist ein Stecker am Beltpack nicht richtig eingesteckt?) reduziert dies auch die sensiblen „Verkabelungen“ am Körper der Künstlerinnen und Künstler.

Sennheiser Spectera

Was passiert mit WMAS-Technologie derzeit in der Praxis? Welche Hardware ist bereits auf dem Weg zu uns?

Sennheiser hat mit Spectera das weltweit erste bidirektionale WMAS-System vorgestellt, das über viele Jahre im Haus Sennheiser entwickelt wurde. Spectera besteht aus einer 1-HE-Basisstation, die bis zu 64 Audiokanäle (32 Eingänge und 32 Ausgänge) innerhalb eines Frequenzblocks verwalten kann. Sie verfügt über redundante Netzteile. Die Audiosignale werden über Dante oder optional über MADI übertragen.

Die bidirektionalen SEK-Bodypacks fungieren sowohl als Mikrofontransmitter als auch als In-Ear-Monitoring- Empfänger. Ein Handsender ist bisher nicht erhältlich, das dürfte aber nicht so bleiben. Das Absetzen der Antennen wird ebenfalls vereinfacht: Statt starre, teurer und schwere Antennenkabel zu nutzen, erfolgt dies über Netzwerkkabel.

Die Kommunikation zwischen Basisstation und Bodypacks erfolgt vollständig bidirektional, wodurch eine Echtzeit- Fernsteuerung und -Überwachung ermöglicht wird. So kann zum Beispiel bei Interferenzen der Frequenzblock gewechselt werden. Über elf Audio Link Modes lassen sich für jeden Link die Latenz (bis hinunter zu 0,7 Millisekunden), die Audioqualität und vieles mehr steuern.

Sennheiser hat zur Markteinführung das Spectera Pioneer Program gestartet Ausgewählte Kunden aus dem Live-Audio- und Broadcast-Bereich testen Spectera in realen Einsatzumgebungen und geben Feedback, das in die Weiterentwicklung des Systems einfließt. Das Programm umfasst die Bereitstellung von Spectera-Hardware und technischer Unterstützung.

In den allerersten Stufen gab es sogar noch Hardware Modifikationen, mittlerweile optimiert man Features, Workflows und Usability. Wir werden in Kürze über die ersten Erfahrungswerte mit Spectera im Praxiseinsatz berichten.

Shure Axient Digital PSM

Auch von Shure kommt zum Start von WMAS bereits in erstes Produkt. Das US-Unternehmen hat das Axient Digital PSM-System entwickelt, ein digitales In-Ear-Monitoring- System, das ebenfalls WMAS-Technologie verwendet. Noch ist allerdings nicht der komplette Funktionsumfang verfügbar, der wird erst in einem zukünftigen Firmware Update implementiert werden. Erhältlich sind bereits ADTQ-Quad-Transmitter und ADTD-Dual-Transmitter sowie ADXR-Beltpacks.

Zur Fernsteuerung der Beltpacks wird hier auf das bekannte Showlink-System gesetzt. Audio empfangen die 1-HE-Sender über Dante oder analog. Ein Netzteil ist fix verbaut, ein redundantes Netzteil kann über vierpolige XLR verbunden werden.

Neben der Möglichkeit per WMAS zu senden, stehen auch drei zusätzliche Modi zur Verfügung: Eine klassisches Schmalband Variante, eine nahezu latenzfreie analoge Variante und ein Sendemodus, der für bestehende Axient Digital Empfänger konzipiert ist.

Cleveres Feature sind auch hier hervorzuheben: Das Beltpack analysiert beispielsweise den Status der Kopfhörerbuchse, den Batteriestatus und die eingestellte Lautstärke. Wenn es dann zu Problemen bei einem Künstler kommen sollte, dann hat man so die wichtigsten Informationen schon vorab im Blick.

Einen detaillierten Bericht über das Axient Digital PSM lesen Sie ebenfalls demnächst bei uns.

Quelle: COM! – Das Computer Magazin