Der Prix Ars Electronica ist der weltweit traditionsreichste Wettbewerb für Medienkunst. Seit 1987 werden Pionier*innen ausgezeichnet, die Projekte an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Gesellschaft realisieren. Im Jahr 2025 verzeichnete der Wettbewerb in vier Kategorien 3.987 Einreichungen aus 98 Ländern. Jetzt stehen die vier Preisträger*innen fest, die mit den begehrten Goldenen Nicas und jeweils bis zu 10.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet werden.

In der Kategorie New Animation Art setzten sich Frode Oldereid und Thomas Kvam mit Requiem for an Exit durch. Die raumgreifende Installation zeigt einen vier Meter hohen Roboter, der in einem eindringlichen Monolog Genozide in der Menschheitsgeschichte reflektiert.
In der Kategorie Digital Musics & Sound Art werden Navid Navab und Garnet Willis mit ihrem Projekt Organism ausgezeichnet. Im Mittelpunkt steht eine robotisch modifizierte Orgel, die sich aus dem rigiden Muster vorgegebener Sakralmusik befreit und sich auf unkontrollierbare Klangereignisse einlässt.
In der Kategorie Artificial Life & Intelligence geht die Goldene Nica an Paula Gaetano Adi. Auf den historischen Spuren der Befreiungsbewegungen Lateinamerikas im 19. Jahrhundert überquerte ein Roboter namens Guanaquerx gemeinsam mit einem Trupp an Tieren und Menschen in sieben Tagen die Anden. Das Projekt entwirft eine Vision, wie KI und Robotik heute zu einer positiven, kollaborativ gestalteten Zukunft beitragen können, jenseits jeder Form der Ausbeutung und Machtausübung.
Eine Award of Distinction in der Kategorie Digital Musics & Sound Art geht an Mineral Amnesia von Ioana Vreme Moser. Das Projekt zeichnet akustisch die Entwicklung und den Verfall der EPROMs nach – der ersten Computer-Speicherchips, deren Datenspeicher gelöscht und neu programmiert werden konnte. Unter Quarzfenstern aus reinem Kristall eingeschlossen, verlieren die EPROMs gespeicherte Informationen, sobald sie Licht ausgesetzt werden. Mineral Amnesia haucht den Speichermedien aus der Vergangenheit neues Leben ein und übersetzt ihr verblassendes Gedächtnis in ein hörbares Erlebnis.
Für Mineral Amnesia wurden EPROMs verschiedener Generationen verwendet. Die Künstlerin nahm ihre eigene Stimme auf und speicherte die Aufnahmen auf den ausgewählten EPROMs. In der Installation werden jene unter eine künstliche Lichtquelle gelegt, wodurch die Daten – die eingeschriebenen Geschichten – zunächst verzerrt werden und allmählich in digitales Rauschen übergehen. Wenn die Erinnerungen vollständig verschwunden sind, verstummt auch die Installation. Das Projekt zeigt auf, wie das enorme Wachstum digitaler Daten im Techno-Kapitalismus Informationen in Hardware einschließt, die am Ende als giftiger Elektroschrott weltweit entsorgt wird.
In der Kategorie u19–create your world, für das Young Professionals von 14 – 19 Jahren einreichen konnten, überzeugten die Oberösterreicher Aleksa Jović und Nico Pflügler (Gilbert Gnos Productions). Für ihren experimentellen Kurzfilm Das Ziegenkäsemachen aus der Sicht der Ziege erhalten sie die Goldene Nica in der Kinder- und Jugendkategorie.
Präsentation auf Ars Electronica Festival
Eine Auswahl der ausgezeichneten Projekte wird auf dem Ars Electronica Festival von 3. bis 7. September im Lentos Kunstmuseum Linz und in der POSTCITY gezeigt. Die Prix Ars Electronica Award Ceremony findet am Donnerstag, den 4. September 2025, im Design Center Linz statt.
Umfangreiche Informationen über die preisgekrönten Projekte, etwa die Jury-Begründungen, finden sich hier!