Wie kann die AV-Branche aktiv zur Erreichung globaler Klimaziele beitragen? Eine Antwort gibt die Non-Profit-Organisation SAVe, die internationale Akteure vernetzt und konkrete Maßnahmen vorantreibt – und dabei auf Partnerschaften statt Einzelkampf setzt.
(Bild: SAVe)
Mit einem Satz bringt Christina De Bono, Präsidentin und Mitgründerin der Organisation SAVe, auf den Punkt, warum es in der AV-Branche ein Umdenken braucht: „Seien wir ehrlich: Die AV-Branche war Teil des Problems. Aber es ist genauso wahr, dass wir dazu beitragen können, die Lösung voranzutreiben“ erklärt die Mitgründerin der Initiative „Sustainability in AV“, kurz SAVe.
An die Öffentlichkeit getreten ist SAVe erstmals im Sommer 2022. Eine Art Gründungsmanifest ist im SAVe-Blog am 2. Juni erschienen: Darin beschreibt sich SAVe als erste branchenweite, unabhängige Nachhaltigkeitsinitiative der US-amerikanischen ProAV-Welt. Ihr Ziel: Die Branche aktiv in die globale Nachhaltigkeitsagenda einzubinden – konkret in die Umsetzung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs), die bis 2030 erreicht werden sollen. Dabei geht es um mehr als gute Absichten und warme Worte. SAVe setzt auf konkrete Maßnahmen, praktische Tools und ein wachsendes internationales Netzwerk. Und das längst zunehmend auch außerhalb der USA.

Gemeinsam für die SDGs
Im Zentrum der Arbeit von SAVe steht das UN-Ziel Nr. 17 mit dem Aufbau von Partnerschaften zur Erreichung von Nachhaltigkeit. SAVe bringt genau diese Partnerschaften zusammen – zwischen Herstellern, Integratoren, Planern, Designern, Beratern und Endkunden. Das Netzwerk schafft Raum für Austausch, Lernen und gemeinsames Handeln und die Programme, die SAVe entwickelt.
Dazu gehört unter anderem SAVe Certification, ein strukturiertes dreiteiliges Workshop-Format, das Unternehmen befähigt, systematische Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Teilnehmer lernen dabei, ihren ökologischen Fußabdruck zu analysieren, Prozesse ressourcenschonend zu gestalten und interne wie externe Nachhaltigkeitsziele zu definieren. Unterstützt wird dieser Prozess durch ein praxisnahes Bewertungs- Tool, das Schritt für Schritt zur Umsetzung konkreter Maßnahmen anleitet. Als erster AV-Hersteller darf sich seit Januar 2025 Crestron mit dem Siegel „SAVe Certified“ schmücken.
Elektroschrott – das wachsende Problem
Eines der drängendsten Probleme, zu denen SAVe aktiv wird, ist die wachsende Menge an Elektroschrott. Der rapide technologische Wandel, kurze Produktzyklen und mangelnde Reparaturfähigkeit führen dazu, dass immer mehr elektronische Geräte viel zu früh entsorgt werden – sowohl im Konsumentenbereich als auch im professionellen Umfeld. Die Organisation will hier ein Umdenken fördern.

Ein wichtiger Baustein dafür ist das Programm „SAVe: A Second Life“. Es hat zum Ziel, den Lebenszyklus von AV-Produkten zu verlängern – durch Wiederverwendung, Reparatur, fachgerechtes Recycling und Weitergabe innerhalb des Netzwerks. Produkte, die anderswo ausgemustert werden würden, finden so möglicherweise neue Einsatzfelder. Ein Ansatz, der nicht nur Ressourcen schont, sondern auch sozial wirksam sein kann – etwa, wenn ausgemusterte Technik Bildungseinrichtungen oder Non-Profit-Projekten zur Verfügung gestellt wird.
Wer wissen will, ob das nicht nur hehre Worte sind, für den hat SAVe ein Mittel gegen die Skepsis – seinen Ende Februar veröffentlichten Fortschrittsbericht „The SAVe 2024 Progress Report“ (https:// saveav.org/youll-want-to-read-thisthe- save-2024-progress-report/).
Internationale Strukturen, starke Stimmen
Christina De Bono ist das Gesicht der Bewegung. Ihr klares Ziel lautet: Die AV-Branche nicht nur nachhaltiger zu gestalten, sondern zu einem aktiven Teil des weltweiten Wandels zu machen. De Bono bringt eine jahrzehntelange Erfahrung aus der AV-Branche mit und hat eine klare Vision: Unternehmen sollen in die Lage versetzt werden, messbare und wirkungsvolle Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit umzusetzen. Zu den führenden Köpfen neben De Bono gehören ihr Mitgründer Joe Perez, CTO von ClearTech, sowie der Nachhaltigkeitsspezialist Ray Kent, die Kommunikationsberaterin Kelly Perkins und AV-Systemdesigner Martyn Burton.
SAVe versteht sich längst nicht mehr nur als US-Organisation, sondern als globalen Akteur. Regionale Botschafter – etwa in Brasilien, Kolumbien, Großbritannien und Peru – treiben das Netzwerk voran und bauen lokale Partnerschaften auf. SAVe kooperiert zudem mit internationalen Partnern wie der Integrated Systems Europe (ISE). 2023 war die Organisation erstmals mit Vorträgen und Panels in Barcelona vertreten, darunter dem vielbeachteten Talk „There is no away when you throw it away“, in dem die Problematik des globalen Elektroschrotts thematisiert wurde. Eine Aufzeichnung findet sich auf YouTube und im Blog von SAVe.
Auch 2025 war SAVe als offizieller Nachhaltigkeitspartner auf der ISE präsent – mit Hackathons, Networking-Events und kostenfreien Ressourcen für Unternehmen.
Vom Vorhaben zur gelebten Verantwortung
Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist in der ProAV-Branche kein Selbstläufer. Prozesse sind komplex, Wertschöpfungsketten oft undurchsichtig, viele Unternehmen sehen sich mit hohen Anforderungen konfrontiert – gleichzeitig fehlen Ressourcen, Zeit und Know-how. Genau hier setzt SAVe an: als Katalysator, Community-Plattform und praktische Hilfe.

Dabei reicht das Engagement der Beteiligten von bloßem Sponsoring bis hin zur aktiven Mitgliedschaft mit Zertifizierung. Namhafte Unterstützer wie Shure, Netgear AV, Legrand AV und Sony zeigen, dass das Thema branchenweit an Bedeutung gewinnt. Das Ziel: Nachhaltigkeit nicht nur als Marketingversprechen zu sehen, sondern als echten Bestandteil unternehmerischen Handelns.
Denn das zeigt SAVe – Nachhaltigkeit ist machbar, wenn man gemeinsam daran arbeitet. Aus einzelnen grünen Initiativen kann so ein ganzes Feld entstehen. Oder, wie Christina De Bono es ausdrückt: „Der Schlüssel ist Aktion.“