Konvergenz ist Trumpf: Klassische IT-Anbieter drängen auf den AV-Markt

Bislang waren ProAV und Broadcasting eine Domäne von Service-Anbietern, deren Fachwissen auf diese Branchen abgestimmt war. Doch nun drängen auch klassische IT-Unternehmen und Cloud-Service-Provider auf diesen Markt. Eines der Schlagworte, das auf der ISE 2025 in Barcelona auf häufigsten zu hören – und zu sehen – war, lautet „Konvergenz“. Zu den zentralen Themen auf dieser Leitmesse zählte nicht nur das Zusammenwachsen von Informationstechnik und ProAV. Auch Sparten wie Broadcast AV und Streaming rücken enger an ProAV und die Informationstechnik heran.

Bild von der ISE mit Spezialist am AV-Equipment

Einen maßgeblichen Anteil an diesem Trend haben Ansätze wie AV over IP (AVoIP) und KVM over IP. Die Anbieter von IT-Lösungen, deren Partner und IT-Dienstleister sind mit IP und Ethernet vertraut. Doch im ProAV- und Broadcasting-Bereich sind mehrere Spielarten von AVoIP vorhanden. Dazu zählt etwa das Network Device Interface (NDI).

Diese Protokollvariante kommt im Broadcast-Segment beim Streaming von Inhalten über IP-Netze zum Einsatz. Im Bereich ProAV wird NDI bei der Übertragung von Live-Veranstaltungen und teilweise bei Collaboration-Anwendungen eingesetzt.

Als übergreifender AV-over-IP-Standard etabliert sich derzeit IPMX (IP Media eXperience). Dieser Ansatz basiert auf SMPTE ST 2110, einem herstellerunabhängigen Transportprotokoll für Audio-, Video- und Meta-Daten über IP-Netze. IPMX zielt auf den ProAV-Markt. Ebenfalls auf IP setzt Dante auf, ein Protokoll für die Übertragung von Audio-Daten über IP-Netzwerke.

Das Kamerasystem MD120UI von Aver in einer Klinik
KI und ProAV in der Praxis: Mit dem Kamerasystem MD120UI von Aver lässt sich das Monitoring von Patienten in Kliniken optimieren. Eine integrierte KI-basierte Computer-Vision-Anwendung erkennt beispielsweise, ob ein Patient stürzt, und informiert das Pflegepersonal

Herausforderungen für IT-Dienstleister

AV-Profis und IT-Spezialisten, die im ProAV-Umfeld aktiv sind, dürften mit diesen Technologien vertraut sind. Das gilt jedoch nicht in jedem Fall für die Mehrzahl der IT-Dienstleister und IT-Abteilungen, so René Schülein, Managing Director DACH von Exertis AV, einem Distributor von ProAV-Lösungen: „Medientechnik findet in der Regel im Office-Netzwerk statt und nicht im Rechenzentrum. Das erfordert nicht nur ein hohes Maß an Netzwerkstabilität, sondern auch spezialisiertes Wissen. Ein Neuland für viele IT-Abteilungen ist außerdem die Steuerung von AV-Komponenten wie Crestron- oder RTI-Systemen, die traditionell in der Domäne von AV-Spezialisten liegen.“

Letztlich haben beide Sparten – IT und ProAV – ihre ­eigenen Domänen. Das gilt auch für Unternehmen, die Services in diesen Bereichen anbieten: „Während die IT durch langjährige Erfahrung in Netzwerken und Sicherheitslösungen glänzt, punktet die Medientechnik mit ­tiefem Verständnis für Steuerungssysteme, audiovisuelle Qualität und komplexe Umgebungsanforderungen. Der Erfolg moderner Arbeitswelten liegt darin, die Schnittstellen zwischen beiden Bereichen zu optimieren und voneinander zu lernen“, so René Schülein.

Netzwerk-Switches von Yamaha
Bei den Netzwerk-Switches von Yamaha können Fachleute über eine Web-Oberfläche Einstellungen für ProAV-Profile vornehmen, etwa Dante, SDVoE und NDI. Dadurch lassen sich diese Standards auf demselben Switch verwenden

In einem Beitrag auf dem Portal des ProAV- und Broadcast-AV-Verbands Avixa hat Alan C. Brawn, Leiter des Beratungsunternehmen Brawn Consulting, aufgelistet, welche Skills IT- und ProAV-Spezialisten benötigen. Bei IT-Fachleuten im Unternehmen sowie Experten von entsprechenden Dienstleistern ist dies Know-how auf Feldern wie Betriebssystemen, Netzwerkkonfiguration, Datenbanken, Hardware-Implementierung und Cloud Computing.

Analog dazu sollten sich die Spezialisten von ProAV-Serviceunternehmen mit der Hard- und Software sowie den Protokollen und Kontrollsystemen auskennen, die bei AV-Systemen um Einsatz kommen. Hinzu kommen Kenntnisse, die für die Integration solcher Systeme in AV- und IT-Umgebungen erforderlich sind.

Ressourcen aller Art aus der Cloud

In der Praxis wird sich sowohl in Unternehmen als auch bei Dienstleistern meist eine Mischung von Kompetenzen und Fachwissen aus den Bereichen IT und ProAV ergeben. Diese Entwicklung ist auch bei Cloud-Serviceprovidern zu ­beobachten. Hyperscaler wie AWS, Microsoft (Azure) und Google sowie kleinere Anbieter von Cloud-Services haben erkannt, dass sich nicht nur mit Server-Kapazitäten, Storage und Software as a Service Geld verdienen lässt. Sie verfügen mittlerweile über eine beacht­liche Palette von Diensten in den Bereichen ProAV, Content Delivery, Streaming und Broadcasting.

Einige Beispiele: Microsoft hat mit Azure Front Door ein Content Delivery Network (CDN) im Programm, inklusive Sicherheitsfunktionen wie Web Application Firewalls und Abwehr von Bots. Dasselbe bietet Akamai, ein Pionier im Bereich CDN, allerdings mit stärkerem Fokus auf Cyber-Security. AWS wiederum offeriert neben einem CDN weitere Dienste, vorzugsweise für das Streaming von Videos und Liveveranstaltungen. Und Adobe stellt über die Creative Cloud KI-basierte Werkzeuge zur Verfügung, mit der Kreative digitalen Content erstellen können, etwa Audio- und Videomaterial für Marketingzwecke. Alle Anbieter vermarkten diese Services in Eigenregie, aber auch über Partner aus dem IT-Dienstleistungsbereich.

KI-Services Google Deepmind
Mit KI-Services wie Google Deepmind und Veo 2 lassen sich stimmige Soundtracks und Klangeffekte für Videos generieren, aber auch ganze Filmsequenzen. Künstliche Intelligenz wird somit den „Content-Creation“-Prozess im Bereich ProAV massive verändern

Ein Vorteil solcher Cloud-Plattformen: Nutzer können Broadcast-, Streaming- und einige ProAV-Services mit überschaubarem Aufwand buchen. Außerdem erhalten Anwender Zugang zu KI-gestützten Anwendungen, etwa für Content Creation, das Management von digitalen ­Assets und Analysen (Nutzerverhalten, Umsatzströme).

Dem stehen die bekannten Risiken von Clouds gegenüber: die mögliche Abhängigkeit von einem Anbieter sowie mögliche Kostensteigerungen. Daher gilt es sorgfältig abzuwägen, ob nicht ein Teil der Services in eine Hybrid oder Private Cloud verlagert werden sollte. Komplexe Umgebungen wie eine Multi-Cloud sind dagegen mit Vorsicht zu genießen – es sei denn, der IT-/AV-Dienstleister übernimmt deren Einrichtung und Betrieb.

Alles aus einer Hand: AV as a Service

Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint: AV as a Service hat zunächst einmal wenig mit der Cloud zu tun. Im IT-Bereich sind Managed Services und Modelle wie IT as a Service (ITaaS) eine Option für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, um ihre IT-Umgebung auf dem aktuellen Stand zu halten und dem Mangel an IT-Fachkräften entgegenzuwirken. IT-Dienstleister wie Concat, Comarch oder Komsa stellen die IT-Systeme bereit und übernehmen bei Bedarf deren Verwaltung. Dies erfolgt oft in Zusammenarbeit mit IT-Anbietern wie Dell Technologies, HPE und Cisco.

Vergleichbare Modelle sind auch für Nutzer aus dem ProAV-Bereich verfügbar. AV as a Service (AVaaS) bieten beispielsweise Unternehmen wie Macom, PIK, Datavision und VST an. Die Argumente, mit denen die Anbieter AVaaS potenziellen Kunden schmackhaft machen möchten, ähneln denen ihrer Mitbewerber aus der IT-Sparte: planbare Investitionskosten, stets aktuelle Hard- und Software sowie eine Entlastung der eigenen IT- und ProAV-Fachleute, wenn der Dienstleister den Betrieb und das Update der IT-/AV-Umgebung übernimmt.

Ähnlich wie bei Public-Cloud-Services sollten Interessenten allerdings berücksichtigen, dass ein solches As-a-Service-Modell Abhängigkeiten schafft. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sich das interne Know-how im Bereich ProAV oder Broadcast AV auf den Serviceanbieter verlagert.

„Wir beobachten, dass die Cyber-Bedrohungen gegen Medienunternehmen und Anbieter von AV-Inhalten immer ausgefeilter und häufiger werden“, Philipp Merth, Regional Vice President CER bei Akamai

„AV-Inhalte sind
äußerst datenintensiv
und müssen gleichzeitig
schnell verfügbar sein,
um Latenzen zu
vermeiden“, Markus Grau, Principal
Technologist for Global Strategy & Solutions bei Pure Storage

„Medientechnik
findet in der Regel
im Office-Netzwerk
statt und
nicht im Rechenzentrum.“
René Schülein,
Managing Director DACH
bei Exertis AV

Schneller Speicher erforderlich

Anwender, die mit Unterstützung eines IT-Dienstleisters ihre ProAV- oder Broadcasting-Infrastruktur modernisieren möchten, sollten zudem den Faktor Storage berücksich­tigen. Zeitkritische Anwendungen wie die Übermittlung von Audio- und Videodaten erfordern schnelle Speichersysteme, vorzugsweise mit Flash-Speicher.

„AV-Inhalte sind äußerst datenintensiv und müssen gleichzeitig schnell verfügbar sein, um Latenzen zu vermeiden. Daher unterstützt Pure Storage End-to-End-NVMe, was die Latenz erheblich reduziert und den Durchsatz für kritische Anwendungen erhöht“, erläutert Markus Grau, Principal Technologist for Global Strategy & Solutions beim Storage-Hersteller Pure Storage.

Wer von Anbietern wie Pure Storage und Netapp oder deren Partnern Flash-Speichersysteme bezieht, kann seinen CO2-Fußabdruck reduzieren. „Durch eine spezielle Gestaltung der Speichersysteme können besonders energieeffiziente Vorteile realisiert werden, was für datenintensive AV-Inhalte entscheidend ist. Denn die Speicherung und Verwaltung solcher Inhalte benötigt viel Energie. Der Wechsel zur modernen Flash-Technologie in ­Rechenzentren kann den Energieverbrauch um bis zu 85 Prozent reduzieren“, erläutert Markus Grau.

Wie sich mit Flash-Storage-Systemen die Filmproduk­tion effizienter gestalten lässt, zeigt Grau am Beispiel des VFX-Studios (Visual Effect) Cumulus VFX. Es ist unter anderem für Netflix und Foxtel tätig. „Bei der intensiven Nutzung des früheren HDD-basierten Speichersystems von Cumulus VFX erreichten alle eingesetzten Festplatten eine hundertprozentige Auslastung. Dies führte zu erheblichen Verzögerungen, insbesondere durch die ständigen zufäl­ligen Speicherzugriffe aus der Virtualisierungs­ebene“, erklärt der Fachmann von Pure Storage.

Mit der Enterprise-Storage-Lösung Flashblade von Pure Storage konnte Cumulus VFX umgehend eine höhere Bandbreite und geringere Latenzen ­erzielen. Zudem sank der Stromverbrauch. Das schlägt sich positiv in den Finanzdaten und der ­Umweltbilanz von Cumulus VFX nieder.

Sicherheit unverzichtbar

Bei der Wahl eines IT-Dienstleisters, der bei Aufbau und Betrieb einer ProAV- oder Broadcast-AV-­Umgebung unterstützt, sollten Interessenten unbedingt auch den Aspekt Cyber-Security berücksichtigen. „Wir beobachten, dass die Cyber-Bedrohungen gegen Medienunternehmen und Anbieter von AV-Inhalten immer ausgefeilter und häufiger werden. Medienunternehmen sind einer zunehmenden Anzahl von DDoS-Angriffen ausgesetzt, insbesondere mit HTTP-basierten Angriffen auf ­Layer 7, die auf die Verfügbarkeit von Online-Diensten abzielen“, bestätigt Philipp Merth, Regional Vice President CER bei Akamai.

Das Unternehmen dürfte vielen Fachleuten aus dem AV-Bereich als Anbieter von CDN-Services bekannt sein, hat sich jedoch sukzessive zum Cyber-Security-Spezialisten weiterentwickelt. Laut Merth wird auch der Missbrauch von Programmierschnittstellen (APIs) zunehmend zu ­einem Problem bei der Verbreitung von Content.

Wichtig ist daher, dass ein Dienstleister Anwendern aus dem AV-Sektor einen mehrschichtigen Sicherheitsansatz anbietet: „Firewalls, DDoS-Schutz, Mikrosegmentierung, Schutz vor Kontoübernahmen, API-Sicherheit, Bot-Management und die Sicherheit von Web-Anwendungen sollten zu den Sicherheitskomponenten gehören“, so Merth. „Im Mittelpunkt der Strategie sollte der Schutz vor DDoS-Angriffen stehen – durch Ratenbegrenzung, Cloud-basierte Scrubbing-Center und Verhaltensanalysen, um bösartigen Datenverkehr zu filtern, bevor er kritische ­Infrastrukturen erreicht.“

Wichtig ist außerdem ein Zero-Trust-Security-Framework mit kontinuierlicher Authentifizierung, einem Digital Rights Management (DRM) und Zugriffskontrollen. „Es stellt sicher, dass nur autorisierte Benutzer auf Premium- oder sensible AV-Inhalte zugreifen können“, unterstreicht Philipp Merth. Akamai stellt diese Sicherheitspakete in seinem CDN und über die Akamai Distributed Cloud bereit. Ein Vorteil des Anbieters ist, dass er auf seine Erfahrungen im Bereich Content Distribution und Streaming zurückgreifen kann. Zudem verfügt das Unternehmen über mehr als 4.000 Edge-Standorte, um die Auslieferung von interaktiven Inhalten und Live-Streams zu beschleu­nigen.

Fazit & Ausblick

Heißt das nun, dass Cloud-Provider, Security-Spezialisten, Anbieter von Switches und Storage-Systemen und insbesondere deren Partner den Markt für ProAV-Lösungen „übernehmen“? Davon kann – noch – keine Rede sein. Schaut man sich die Anbieterlandschaft an, dann finden sich dort viele Systemintegratoren, Spezialanbieter und Distributoren, die sich teilweise im Lauf von Jahrzehnten eine respektable Kundenbasis aufgebaut haben. Ein beträchtlicher Teil von ihnen bedient bereits beide Bereiche: Professional AV und IT – etwa ProAV, VST, Riedel Communications und viele mehr. Das ist nicht verwunderlich, denn ohne IT gibt es keine ProAV-Umgebungen.

Erkennbar ist, dass sich in einigen Bereichen IT-Dienstleister verstärkt in Bereiche wie ProAV, Streaming und das Bereitstellen und Verwalten von AV-Content bewegen. Als Ausgangspunkt nutzen sie häufig bekanntes Terrain. Dazu zählen beispielsweise Komponenten für die Netzwerk-Infrastruktur (Switches, Verkabelung, WLANs), Cloud-Ressourcen, Digital Workplace- und Security-­Lösungen sowie KI-Anwendungen.

Eine besondere Rolle spielt Künstliche Intelligenz. Sie hat das Potenzial, echte disruptive Veränderungen im Medien- und ProAV-Bereich zu provozieren, vor allem bei der Produktion von Inhalten, aber auch bei neuartigen ProAV-Anwendungen, etwa Kameras für das Monitoring von Patienten in Kliniken. Aber auch solche Systeme ­benötigen eine solide IT-Basis, mit Servern, Netzwerk, Storage und Security-Lösungen.      •


„Die Grenzen zwischen IT und ProAV verschwimmen“

Ein Feld, auf dem ProAV und IT verstärkt zusammenspielen, ist das Management digitaler Assets (DAM) wie Audio- und Videodaten. ­Unterstützt wird dies immer mehr durch Künstliche Intelligenz, ­erläutert Philipp Haag, Product Owner DAM beim IT-Dienstleister Contentserv im Interview.

Herr Haag, wo zeigt sich aus Sicht eines Spezialisten für Digitalisierung und IT-Services die Konvergenz von ProAV und IT?

Smarte Technologien machen es möglich: Die Grenzen ­zwischen IT und ProAV-Technologie verschmelzen immer weiter. Dazu gehört die Kombination aus PIM (Product Information Management), DAM (Digital Asset ­Management) und KI. Aus unserer Sicht gehört inte­grierten PIM-Systemen die Zukunft. Sie erlauben das Speichern und Verwalten beliebiger digitaler Inhalte und optimieren das Kunden­erlebnis durch akkurate Produktinformationen in Kombination mit zusätzlichen Audio- und Videoinformationen.

Wie kommt KI in diesem Kontext zum Einsatz?

Unternehmen setzen sich vor allem dann mit KI auseinander, wenn es um die Erstellung mehrsprachiger Audio- und Videoinhalte für verschiedene Märkte und Zielgruppen geht. Viele stehen jedoch noch am Anfang, wenn es darum geht, ihre PIM-Systeme für digitale Inhalte zu nutzen. Sie sind noch nicht so weit, KI für die automatische Erstellung von Videos und Bildern einzusetzen.

Philipp Haag, Product Owner DAM bei Contentserv
Philipp Haag, Product Owner DAM bei
Contentserv

Was fehlt noch, um KI nutzbringend zu machen?

Grundvoraussetzung ist eine skalierbare, zentrale Plattform für Produktdaten, denn mit den Anforderungen wächst das Datenvolumen. Die nächsten Schritte sind personalisierte und kontextualisierte Inhalte für die direkte Kundenansprache. Wir haben das Fundament für die Kontextualisierung von Informa­tionen bereits gelegt. So können Unternehmen auf einfache Weise neue Datenquellen, Ausgabekanäle und KI-Tools anbinden. Die KI kann dann beispielsweise Bilder für Ausgabekanäle automatisch ­kategorisieren und verschlagworten.

Beim Import ins PIM/DAM-System analysiert der Google-Lens-Konnektor den Bildinhalt und hinterlegt die erkannten Metadaten wie Keywords und Kategorien direkt im System. Zudem übersetzt die KI die Informationen automatisch in verschiedene Sprachen und verknüpft sie mit den Produkten. Auch bei der Bilderstellung unterstützt die KI. Hat sie Zugriff auf die Daten zu den Artikeln, bereits vorhandene Bilder und Eigenschaften sowie einen smarten Prompt, kann sie Produkte direkt in unterschiedlichsten Umfeldern platzieren.

Können Sie ein Beispiel nennen, wie Audio-, Video- und Bilddaten in solchen Umfeldern eingesetzt werden?

Heute konzipiert man Verkaufskampagnen für bestimmte Zielgruppen: Ein Profihandwerker benötigt andere Informationen zu einem Akku-Bohrschrauber als ein Hobby-Nutzer. Die Informationen können jetzt über die KI personalisiert werden. Zugrunde liegt die gleiche ­Basis, zielgruppenspezifisch gibt es aber Unterschiede in der Kommunikation – bei Texten wie bei Bildern. Bei einem Rucksack erhält etwa ein Schulkind andere Bilder und Texte als ein Bergsteiger.

Wo kommen jetzt aber die Informationen für die Zielgruppen in verschiedenen Sprachen her? In Japan etwa sollte ein japanisches Schulkind mit dem Rucksack auf einem Fahrrad sitzen, in den USA im gelben Schulbus. Per Hand kann ein Unternehmen die vielen Varianten nicht mehr steuern – hier übernimmt die KI. Was vorher nur für Texte ging, gilt jetzt auch für Bilder. Und: Brauchte man früher viele Mitarbeiter für das Shooting vor Ort, kann man durch Digital-Asset-­Generierung sehr viel Geld sparen – in immer besserer Qualität.

Was wird der nächste Schritt sein?

Künftig werden diese Informationen direkt am Point of Sales erzeugt. Dort muss das System zunächst herausfinden, wen es vor sich hat. Dann kann die KI nicht nur Texte, sondern auch Bilder und Videos der Produkte für eine bestimmte Zielgruppe in Echtzeit produzieren.

Die Daten werden dafür nicht mehr statisch im System gepflegt. Es sind nur die Regeln hinterlegt, um die richtigen Informationen in bestimmten Szenarien an die richtigen Zielgruppen zu kommunizieren. Die Technologie trägt so dazu bei, die Customer Journey zu optimieren, indem sie personalisierte und kontextualisierte Inhalte bereitstellt. Dies ist besonders wichtig, da Kunden heute ein nahtloses, ansprechendes Erlebnis erwarten.

Die Integration von IT und ProAV ist somit kein vorübergehender Trend, sie ist eine Notwendigkeit in der digitalen Transformation. So können Unternehmen nicht nur effizienter arbeiten, sondern auch das Produkterlebnis ihrer Kunden entscheidend verbessern.

Aufbau eines Digital-Asset-Management-Systems: Es arbeitet im „Hintergrund“ von IT- und ProAV-Systemen und verwaltet alle digitalen Inhalte, etwa Produktbilder, Videos und Audiodaten

Sicherheit für ProAV-Umgebungen

Zu den Bereichen, in denen IT-Dienstleister Anbietern und Nutzern von Medien- und AV-Lösungen einen besonderen Mehrwert bieten können, zählt die Absicherung von Systemen, Anwendungen und Netzwerken. De facto kommen dabei ähnliche Ansätze zum Tragen wie in IT-Umgebungen, in denen Geschäftsanwendungen wie CRM- und ERP-Software, Datenbanken und Office-Pakete eingesetzt werden.

Um ProAV-Systeme sowie Broadcast- und Streaming-Infrastrukturen vor Cyber-Attacken zu schützen, haben Anwender mehrere Optionen. Sie können beispielsweise auf die Dienstleister zurückgreifen, mit denen sie im AV-, CDN- oder Broadcast-Bereich zusammenarbeiten. Mittlerweile bietet ein beträchtlicher Teil der Systemhäuser und Serviceprovider aus den genannten Sparten Cyber-Security-Dienstleistungen an. So haben Unternehmen aus dem ProAV-Sektor sogar Sicherheitszertifizierungen erworben. Vuwall, ein Anbieter von Digital-Signature-Systemen, sichert etwa auf Wunsch auch solche Produkte gegen Angriffe ab. ­Zudem haben Hersteller von Switches für ProAV-Zwecke wie Cisco, Arista und Netgear ihre Systeme mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet.

Die zweite Option besteht darin, die Absicherung von IT- und ProAV-Systemen einem Spezialunternehmen aus dem Bereich Cybersecurity anzuvertrauen. Akamai hat sich beispielsweise von einem Provider in den Sparten CDN und ­Streaming von Broadcast zu einem Anbieter von Enterprise-Security-Lösungen weiterentwickelt.

Zu den wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen, die ein IT-/ProAV-Dienstleister anbieten sollte, zählen laut Akamai:

  • Zero Trust Network Access (ZTNA): Sorgt für einen sicheren Daten- und ­Anwendungszugriff, der Nutzer auf Basis ihrer Identität und des Kontexts ­authentifiziert und nicht basierend auf dem Netzwerkstandort.
  • Mikrosegmentierung des Netzwerks: Sie verhindert horizontale Bewegungen von Angreifern innerhalb eines Netzwerks, indem Workloads isoliert werden.
  • API-Sicherheit: Schützt vor API-Missbrauch und unbefugtem Zugriff, was für Streaming-Dienste und interaktive Plattformen entscheidend ist.
  • DDoS-Schutz: Eine global verteilte „Mitigation“-Infrastruktur erkennt frühzeitig groß angelegte Distributed-Denial-of-Service-Angriffe und wehrt diese ab.
  • Bot-Management: Es identifiziert und blockiert schädliche Bot-Aktivitäten, die häufig für Credential-Stuffing- oder Scraping-Angriffe genutzt werden.
  • Content-Sicherheit: Lösungen wie Akamai Content Protector und Digital Rights Management-Lösungen (DRM) verhindern das Abgreifen von Content und den nicht autorisieren Zugriff darauf.
  • Edge-Sicherheit: Verbessert die Bedrohungsabwehr, indem Sicherheitsprotokolle näher am Endnutzer ausgeführt werden. Das reduziert Risiken und die ­Latenzzeiten.

 

Quelle: COM! – Das Computer Magazin