Nehmt euch doch einfach ernst

Im Stern ist eine Umfrage zum Thema Was denken die Deutschen wirklich? erschienen. Im Artikel dazu heißt es, „Knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) teilt die Meinung, dass in Deutschland nicht alles gesagt werden darf, was man wirklich meint – weil ansonsten Nachteile entstehen könnten.“ Es hat mich sehr erstaunt, dass das nur so wenige glauben, denn es scheint mir selbstverständlich. Erstens war es schon immer so und zweitens möchte ich es gar nicht anders haben.

Die Rede ist hier nicht von Gesprächen unter Freunden hinter vorgehaltener Hand, sondern von öffentlichen, meist schriftlichen Äußerungen. Wenn ich öffentlich irgendwelche Geheimnisse verrate, Menschen oder Menschengruppen beleidige oder einfach nur Unsinn rede, ist es eine selbstverständliche Konsequenz, dass mir Nachteile entstehen können. In der Debatte zu Sozialen Medien habe ich ein Beispiel genannt: Ich kann in diesem Blog keine interna von Kollaborationspartnern ausplaudern, die diese noch veröffentlichen wollen. Im schlimmsten Fall könnte sowas zur Kündigung führen.

Dinge, die in Deutschland und anderswo gesagt werden, können arbeitsrechtliche, privatrechtliche oder gar strafrechtliche Konsequenzen haben. Aber wir müssen gar nicht so weit gehen. Ein Nachteil kann auch die verlorene Reputation sein. Es wird in diesem Zusammenhang viel über Political Correctness diskutiert. Mein Ansatz dazu ist: Wenn ich es vermeiden kann, andere Menschen zu beleidigen, dann tu ich das. Andere gehen das anders an und haben sich bei ihren Publikum gerade durch Verletzung von Formen der Political Correctness eine Reputation erarbeitet.

Wir Autoren wollen, dass unsere Texte eine Wirkung entfalten. Könnte ich alles sagen, ohne dass für mich Vor- oder Nachteile erwachsen, so könnte ich es auch lassen. Ja, es gibt eine Schere im Kopf. Selbstzensur. Bevor ich einen Text schreibe, denke ich nach. Manches formuliere ich um bis ich glaube, dass das dabei herauskommt, was ich ausdrücken möchte. Manche Aussage verbiete ich mir, weil sie mir nach Nachdenken falsch erscheint. Manche Aussagen verkneife ich mir selbst wenn ich sie für richtig halte, weil ich die Konsequenzen nicht tragen möchte.

Ich wundere mich über Leute, Comedians zum Beispiel, die bewusst provozieren und sich dann über die Resonanz wundern. Nehmen die sich denn selbst gar nicht ernst? Oder ist das Aufbauschen von Kritik zu einem Shitstorm und die Selbstdarstellung als Opfer eines Mobs Teil der Selbstvermarktung?

 

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