Die Gigawatt-Factory für Elektrolyseure von Siemens Energy in Berlin ist weltweit eine der ersten Fabriken der Wasserstofftechnologie im industriellen Maßstab. Um Besuchern das Thema grüner Wasserstoff sowie die Herstellung von Elektrolyseuren, die für die grüne Wasserstoffproduktion benötigt werden, näherzubringen, hat Realtime Department aus Wuppertal eine immersive und interaktive Werksführung gestaltet.
(Bild: Dominik Roennecke)
Konzept, Design und Realisierung der Werksführung in der Fabrik für Elektrolyseure umfasste die inhaltliche sowie die visuelle und interaktive Gestaltung von insgesamt vier Exponaten entlang der Fertigungsstraße innerhalb der Gigawatt-Fabrik.
Hierfür wurde ein klarer narrativer Inhalt erarbeitet, mit dem die Präsentatoren der Werksführung ihren Besuchern gezielt Informationen vermitteln können. Dabei wurde darauf Wert gelegt, die komplexen technische Details ansprechend zu präsentieren und die Markenidentität von Siemens Energy visuell hervorzuheben.
Echtzeit-Content & interaktive Elemente
Der gesamte visuelle Content ist mit der plattformübergreifenden Spieleentwicklungs- und Laufzeitumgebung Unity Engine erstellt und somit interaktiv und permanent anpassbar. Die Präsentatoren können ihre Besucher namentlich auf den Bildflächen begrüßen, die Erzählgeschwindigkeit jeder Besuchergruppe anpassen und durch interaktive Elemente ansprechend durch das Werk führen. Inhaltliche Anpassungen wie geänderte Produktnamen oder Produktspezifikationen sind in wenigen Sekunden umsetzbar und werden im gesamten System hinterlegt.
Auch in der Schlussphase der Integration konnte der Echtzeit-Content punkten, da auch größere Änderungswünsche während der Testabläufe sofort vor Ort und ohne Wartezeit vorgenommen werden konnten.
Zur detaillierten Planung wurden realistische 3D-Renderings und virtuelle VR-Rundgänge erstellt. Diese ermöglichten es, die Werksführung im Voraus zu erleben, schnell Entscheidungen zu erlangen und Anpassungen schon in der Planungsphase vorzunehmen. So wurde die zukünftige Besucherführung optimal simuliert und geplant.
Medientechnische Integration in der Werkshalle
Die detaillierte technische Vorplanung gewährleistete eine reibungslose Integration der Exponate in die bestehende Infrastruktur der Fertigungsstraße. So wurden Konzepte erstellt, um die Medientechnik nahtlos an die Maschinenanlagen anzubinden und dabei gleichzeitig sicherzustellen, dass die normalen Arbeitsabläufe wie die Wartung der Maschinen in keiner Weise gestört werden.
Darüber hinaus war es wichtig, dass die anspruchsvolle und über die gesamte 100 Meter lange Werkhalle verteilte Medientechnik zentral und einfach zu bedienen ist, um Ängste vor diesem neuen Präsentationssystems zu nehmen, die Akzeptanz zu steigern und so eine hohe Nutzung der Factory Experience zu erlangen.
Mit diesem ganzheitlichen Ansatz schuf Realtime Department eine zukunftsweisende Factory Experience, welche die Innovationen von Siemens Energy auf innovative Weise präsentiert.

Exponat 1: Das Bauteil „Slack“
Die Werksführung beginnt mit einem interaktiven Exponat, welches das im Werk gefertigte Bauteil „Stack“ anschaulich und technisch erklärt. Dabei wird demonstriert, wie das Stack in einem Elektrolyseur integriert wird und wie der Prozess der Wasserstoffherstellung im Inneren des Bauteils abläuft. Das Exponat verbindet technische Präzision mit multimedialem Erleben und bietet den Besuchern einen faszinierenden Einblick in die moderne Wasserstofftechnologie.
Software-seitig wird das Exponat über die Unity Engine bespielt und gesteuert. Via Web-App kann vor der Führung bereits ein personalisierter Willkommenstext editiert werden. Über diese App lassen sich auch die Zustände der grafischen Anwendung flexibel wechseln – sowohl zum vorherigen als auch zum nächsten Abschnitt. Auch die Geschwindigkeit der Präsentation kann darüber angepasst werden, was für eine individuelle Besucherführung sorgt.
Im hinteren Bereich befindet sich eine hochauflösende Samsung LED-Wall der IER-Serie mit einem Pixel-Pitch von 2,5 mm und den Maßen 3,84 m (Breite) × 3,24 m (Höhe). Diese Wand veranschaulicht den großen Elektrolyseur auf virtuelle Weise und bietet einen lebendigen Einblick in seine Funktionsweise.
Im vorderen Bereich sind vier transparente 55-Zoll Ghost T-OLED-Displays (Modell 55EW5F-A von LG/LANG AG) installiert. Zu Beginn dienen diese Displays als vollflächiger „Vorhang“ und verdecken das reale Stack mit einem Welcome-Screen. Im Verlauf der Präsentation öffnet sich der virtuelle Vorhang und technische Abläufe im Inneren des Stack-Moduls sowie technische Daten und Informationen werden visualisiert. Am Ende der Show öffnen sich diese Displays kinetisch, um eine direkte Sicht auf das Stack zu bieten, was den Abschluss besonders eindrucksvoll gestaltet.
Während der Präsentation wird das Stack-Modul durch gesteuerte LED-Strahler hervorgehoben. Zusätzlich sorgen speziell abgestimmte Soundeffekte und Musik für eine immersive, audiovisuelle Begleitung.

Exponat 2: Membran-Elektroden-Einheit
Als Nächstes gelangen die Besucher zum zweiten Exponat, das die Herstellungsprozesse der Membran-Elektroden-Einheit der PEM-Brennstoffzelle mit animierten Inhalten zeigt und erklärt.
Auf jedem der fünf Muxwave-LED-Poster werden unterschiedliche Prozesse dargestellt, die nacheinander abgespielt werden. Der Präsentator kann dabei das Tempo der Abfolge via Knopfdruck bestimmen. Auch diese Medieninstallation wurde via Unity Engine realisiert.
Eingesetzt werden fünf transparente Muxwave-LED-Poster (Höhe 2 m, Breite 1 m) mit einem Pixel-Pitch von 3,91 mm. Diese neue innovative LED-Technik wurde verwendet, um die Bildfläche mit der dahinterliegenden Maschine verschmelzen zu können.
Während der Präsentation wird die dahinterliegende Maschine durch gesteuerte LED-Strahler passend zum Inhalt hervorgehoben. Zusätzlich sorgen speziell abgestimmte Soundeffekte und Musik für eine immersive, audiovisuelle Begleitung. Als Soundsystem sind vier Nimbo 24 Lautsprecher von Ecler samt passendem Verstärker installiert, womit eine gleichmäßige Abdeckung über das 8 Meter lange Exponat möglich ist.

Exponat 3: Visuelle Zwillinge von Arbeitsabläufen
Im nächsten Abschnitt der Tour werden den Besuchern Produktionsstationen erklärt, die sie im späteren Verlauf der Führung passieren. Hierfür wurden die unterschiedlichen Arbeitsabläufe an den Maschinen, Robotern und Kränen detailliert animiert. Mit diesen visuellen Zwillingen können die Funktionsweisen Schritt für Schritt erklärt und später an den realen Arbeitsplätzen wieder erkannt werden.
Der Präsentator bedient dabei die „Shiftbar“, eine innovative Steuerungslösung: Durch sanftes Ziehen an einer Stange werden die jeweiligen visuellen Zwillinge auf den Displays sichtbar und Animationen aktiviert. Die Shiftbar gibt dem Präsentator ein haptisches Feedback, sobald dieser eine Szene vollständig „aufgezogen“ hat. So weiß der Präsentator intuitiv und ohne Blickkontakt zu den Displays, welchen Abschnitt der Präsentation er erreicht hat.
Nach Abschluss der rund 10 Meter langen Präsentationsstrecke fährt die Shiftbar automatisch in ihre Ausgangsposition zurück, bereit für die nächste Vorführung.

Die verwendete Medientechnik wird wieder über die Unity Engine bespielt und gesteuert. Die visuelle Darstellung erfolgt über eine Videowand, bestehend aus acht 55-Zoll-Displays des Modells Samsung VM55B-R. Diese Displays bieten eine gestochen scharfe Bildqualität und fügen sich nahtlos in das Gesamtkonzept der Präsentation ein. Die Steuerung der Mechanik geschieht über Steuerkomponenten von Beckhoff.
Während der Präsentation wird die dahinterliegende Maschine durch gesteuerte LED-Strahler zum Inhalt passend hervorgehoben. Zusätzlich sorgen speziell abgestimmte Soundeffekte und Musik für eine immersive, audiovisuelle Begleitung.
Für das Soundsystem wurden vier Nimbo 24 Lautsprecher von Ecler samt passendem Verstärker installiert, womit eine gleichmäßige Abdeckung über das 8 Meter lange Exponat möglich ist.
Exponat 4: Virtuelle Zukunft des Stack-Moduls
Am Ende der Werksführung erwartet die Besucher eine LED-Wand, die über ein Bedienterminal gesteuert wird. Auf dieser LED-Wand wird die Weiterverwendung des Endprodukts – des gefertigten Stack-Moduls – eindrucksvoll visualisiert.
Die Darstellung beginnt mit einer virtuellen Reise. Ausgangspunkt ist die Werkshalle, in der man sich gerade befindet. Durch einen herauszoomenden Effekt wird die Perspektive erweitert, bis die Weltkugel sichtbar wird. Anschließend zoomt die Animation wieder hinein und führt die Zuschauer zu einem Siemens Energy Werk, in dem aus mehreren Stack-Modulen ein Silyzer gefertigt wird. Schließlich folgt eine weitere Zoomfahrt zum Kunden, bei dem das Endprodukt in der Praxis eingesetzt wird.
Das Bedienterminal ermöglicht die Vorbereitung dieser „Reise“, wobei der Präsentator das Zwischen- und Endziel frei wählen kann. Zudem bietet es die Möglichkeit, PowerPoint-Präsentationen oder Videos abzuspielen – ideal beispielsweise für interne Mitarbeiterschulungen.
Als Medientechnik kommt eine LED-Wand zum Einsatz. Sie hat eine Größe von 8 × 3 Metern und stammt vom Hersteller INFilED. Mit einem Pixel Pitch von 3,91 mm gewährleistet sie eine hochauflösende und immersive Bilddarstellung. Auch dieses Exponat wird über die Software-Engine Unity bespielt und gesteuert.
Nachhaltigkeit durch intelligente Steuerung
Das Herunterfahren und Neustarten medientechnischer Installationen wurde in der Vergangenheit oft vernachlässigt – ein Aspekt, der jedoch aktuell sehr an Bedeutung gewonnen hat. Nachhaltigkeit beginnt bereits bei kleinen, konsequenten Maßnahmen:
- Strom sparen: Durch gezieltes An- und Abschalten der Medientechnik können unnötige Energieverbräuche vermieden werden, was nicht nur die Umwelt schont, sondern auch die Betriebskosten reduziert.
- Arbeitseffizienz: Während des Betriebs sollen Facharbeiter nicht durch ungenutzte oder störende Technik beeinträchtigt werden. Aus diesem Grund wurde ein KNX-basiertes Steuerungssystem entwickelt, das mit nur einem Knopfdruck die gesamte Medientechnik der Factory Experience zuverlässig startet und am Ende der Präsentation wieder herunterfährt.
- Zentralisierte Steuerung: Alle medientechnischen Geräte, wie LED-Wände, Displays, Beleuchtung und Soundsysteme, lassen sich synchron starten und abschalten.
- Einfache Bedienung: Ein einziger Schalter genügt, um die gesamte Technik in den gewünschten Betriebszustand zu versetzen.
- Zeitplanung: Optional lässt sich das System zeitgesteuert einrichten, sodass die Medientechnik nur während der Betriebszeiten aktiv ist.
Durch das gezielte Abschalten außerhalb der Nutzungszeiten wird nicht nur Strom gespart, sondern auch die Lebensdauer der Geräte verlängert. Mit dieser intelligenten Steuerung wird ein Zeichen für Nachhaltigkeit und modernste Technologie gesetzt, was sowohl ökologisch als auch praktisch überzeugt.
Eine Video bietet anschauliche Einblicke in die Factory Experience.