„Der erste Digitalpakt war ein guter Anfang – aber bei weitem nicht genug“

Wilfried Tollet ist Chief Sales Officer (CSO) von heinekingmedia. Das Unternehmen hat sich lange auf Schule und Weiterbildung konzentriert. Nun entwickelt man auch Konferenzlösungen für Unternehmen. Mit PROFESSIONAL SYSTEM sprach er über das Geschäft mit Education-Lösungen, was er sich vom Digitalpakt 2.0 erhofft und warum heinekingmedia sich ein zusätzliches Standbeine mit Produkten für Meeting-Räume schaffen will.

Blick in ein Klassenzimmer ohne Schüler mit einer digitalen Tafel(Bild: heinekingmedia)

Wo steht Deutschland heute im Bereich Digital Education? 

Deutschland hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte im Bereich Digital Education gemacht, vor allem durch Initiativen wie den Digitalpakt Schule. Dies ist jedoch immer noch nicht genug! Es gibt weiterhin Herausforderungen wie die ungleiche digitale Infrastruktur in ländlichen und städtischen Gebieten sowie die Notwendigkeit, Lehrkräfte weiterzubilden und digitale Lehrpläne zu entwickeln. Die Integration digitaler Technologien in den Unterricht ist oft noch nicht flächendeckend, und es bedarf weiterhin Anstrengungen, um eine nachhaltige digitale Bildung zu gewährleisten. Investitionen in die Bildung sind auch gleichzeitig eine Investition in den Standort Deutschland. Es warten alle auf den dringend notwendigen Digitalpakt 2.0.

heinekingmedia ist seit langem ein wichtiger Player im „Ökosystem Digitale Schule“. Mit welchen Produkten treten sie an?

heinekingmedia bietet eine Vielzahl von Produkten an, darunter eine digitale Lernplattform, interaktive Whiteboards und Schulungssoftware. Besonders hervorzuheben sind die Benutzerfreundlichkeit und die Anpassungsfähigkeit der Produkte, die es Lehrkräften ermöglichen, den Unterricht individuell zu gestalten. Darüber hinaus legen wir großen Wert auf die Integration von Feedback-Schleifen, um kontinuierlich die Bedürfnisse der Nutzer zu berücksichtigen.

Wilfried Tollet, Chief Sales Officer (CSO) von heinekingmedia
Wilfried Tollet, Chief Sales Officer (CSO) von heinekingmedia

Sind Ihre Produkte eher für Schulen geeignet oder können sie gleichermaßen in Unternehmen für Weiterbildungen eingesetzt werden?

Unsere Produkte sind für beides geeignet. Der Unterschied liegt oft in der Anpassung der Inhalte und Funktionen. Während Schulen interaktive Lernmodule und Prüfungsfunktionen benötigen, legen Unternehmen Wert auf Weiterbildungs-Tools und Projektmanagement-Funktionen. Wir bieten flexible Lösungen, die auf die spezifischen Bedürfnisse beider Zielgruppen zugeschnitten sind.

Welche Neuheiten haben Sie zuletzt auf den Markt gebracht? Und warum gerade diese? 

Zuletzt haben wir eine neue Version unserer digitalen Tafel C10 gelauncht, die verbesserte Funktionen für interaktives Lernen bietet. Diese Neuheit basiert auf dem Feedback von Lehrkräften, Lernenden und Unternehmen und zielt darauf ab, den Lernprozess und das Arbeiten effektiver und ansprechender zu gestalten.

Welche Trends beeinflussen Digital Education derzeit besonders?

Aktuelle Trends sind die Personalisierung des Lernens, die Nutzung Künstlicher Intelligenz und die Integration hybrider Lernmodelle. Bildungseinrichtungen und Unternehmen sollten darauf achten, dass ihre Investitionen nachhaltig sind, dass sie die Bedürfnisse der Nutzer berücksichtigen und dass sie flexibel genug sind, um sich an zukünftige Entwicklungen anzupassen. Ferner verändert sich das Lernverhalten der Schüler. Bereits seit vielen Jahren greifen sie im privaten Bereich auf digitale Medien zurück.

Apropos Trend: Wo und wie setzt heinekingmedia schon auf Künstliche Intelligenz?

heinekingmedia nutzt KI, um personalisierte Lernpfade zu entwickeln und um Lehrkräfte bei der Analyse von Lernfortschritten zu unterstützen. Wichtige Einsatzgebiete für KI sind adaptive Lernsysteme sowie automatisierte Feedback-Mechanismen, die den Lehrkräften helfen, gezielt auf die Bedürfnisse ihrer Schüler einzugehen.

Mit Corona hat die Digitalisierung des Unterrichts einen großen Schub bekommen. Wurde da immer richtig investiert oder war manches überhastet? 

Die schnelle Digitalisierung während der Corona-Pandemie war notwendig, um den Unterricht aufrechtzuerhalten. Allerdings führten unzureichende Vorbereitungen und eine fehlende Strategie in einigen Fällen zu ineffizienten Investitionen in Technologie. Es ist wichtig, dass zukünftige Maßnahmen gut durchdacht und auf langfristige Ziele ausgerichtet sind.

Hat der erste Digitalpakt die angestrebten Ziele erreicht? Was ist gut, was weniger gut gelaufen?

Der Digitalpakt hat in vielen Bereichen Fortschritte ermöglicht, insbesondere bei der technischen Ausstattung der Schulen. Dennoch gibt es Kritik an der langsamen Umsetzung und den unzureichenden Schulungen für Lehrkräfte. Die Bedenken des Bundesrechnungshofs sind teilweise berechtigt, da eine bessere Planung und Kontrolle erforderlich sind, um die Mittel effektiv einzusetzen. Gleichzeitig kann man sagen, der erste Digitalpakt war ein guter Anfang – ist aber bei weitem noch nicht genug.

Bund und Länder haben sich auf einen Digitalpakt 2.0 geeinigt. Ob er so umgesetzt wird, hängt wohl nicht zuletzt an der Bundesregierung. Was erwarten Sie von ihr?

Dass sie klare Prioritäten setzt und eine transparente Umsetzung des Digitalpakts fördert. Es wäre wünschenswert, wenn der Pakt nicht nur finanzielle Mittel bereitstellt, sondern auch konkrete Konzepte zur Lehrerfortbildung und zur Entwicklung digitaler Lehrpläne umfasst.

In Schweden vollzieht sich gerade eine teilweise Abkehr von einer übertriebenen Ausrichtung auf Digitalisierung im Unterricht? Können Sie das verstehen?

Ich kann nachvollziehen, dass eine Balance zwischen digitaler und analoger Bildung wichtig ist. Lehrer und Schüler benötigen digitale Werkzeuge, die den Lernprozess unterstützen, aber nicht ersetzen. Der Fokus sollte auf der sinnvollen Integration von Technologie liegen, die den Unterricht bereichert, ohne ihn zu dominieren.

Wie läuft das Geschäft im Bereich Digital Education in der Übergangsphase zwischen Digitalpakt 1.0 und Digitalpakt 2.0? 

In dieser Übergangsphase erleben wir eine erhöhte Nachfrage nach flexiblen Lösungen, die sowohl den aktuellen Anforderungen gerecht werden als auch auf zukünftige Entwicklungen vorbereitet sind. Schulen und Unternehmen suchen nach Produkten, die anpassungsfähig sind und sowohl in Präsenz- als auch in Online-Lernumgebungen funktionieren.

Digitale Tafel von heinekingmedia
Digitale Tafeln sind eines der zentralen Produkte von heinekingmedia. Über Software-Updates lassen wie sich auf den neuesten Stand bringen

Müssen eigentlich Geräte, die mit Beginn der Pandemie angeschafft wurden, bald schon wieder ausgetauscht werden?

Die Lebensdauer von Geräten hängt von mehreren Faktoren ab, einschließlich ihrer Nutzung und der verwendeten Technologie. Mit der neuesten Android-OPS-Technologie von heinekingmedia können ältere Modelle durch Software-Updates und neue Funktionen auf den aktuellen Stand gebracht werden, was eine kosteneffiziente Lösung darstellt, um die Lebensdauer der Geräte zu verlängern.

heinekingmedia hat Anfang des Jahres angekündigt, sich mit Meetingroom-Lösungen für Firmen ein weiteres Standbein aufzubauen. Warum machen Sie das?

Wir haben uns entschieden, Meetingroom-Lösungen anzubieten, um den wachsenden Bedarf an flexiblen Arbeitsumgebungen zu bedienen. Diese Lösungen ermöglichen es Unternehmen, hybride Arbeitsmodelle zu unterstützen und die Zusammenarbeit zu optimieren. Bisher laufen die Bemühungen vielversprechend, und wir planen, in diesem Jahr weitere innovative Lösungen zu entwickeln, die auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt abgestimmt sind.

Quelle: COM! – Das Computer Magazin