Digitale Erlebnisräume verlangen nach flexiblen Lösungen für ständig wechselnde Inhalte und individuelle Formate. Realtime Department hat dafür die modulare Plattform UNIQVUE entwickelt – im Gespräch mit PROFESSIONAL SYSTEM erläutert Geschäftsführer Christoph Gockel, wie sie Anwendern volle Kontrolle und effiziente Workflows ermöglicht.
(Bild: Realtime Department)
Moderne Showrooms, Experience Center oder Corporate Studios stellen hohe Anforderungen an die Medientechnik. Oft müssen ständig wechselnde Inhalte in individuellen Formaten jenseits des 16:9-Standards zugespielt werden. Das Handling wird schnell zur Herausforderung und erfordert oft externe Spezialisten. Christoph Gockel, Geschäftsführer von Realtime Department, stellt die Software-Plattform UNIQVUE vor – ein modulares Framework, das als Betriebssystem für digitale Erlebnisräume fungieren und den Anwendern die volle Kontrolle zurückgeben soll.
PROFESSIONAL SYSTEM: Stellen wir uns einen hochwertigen Präsentationsraum mit verschiedenen Displays in individuellen Formaten vor. Welche Probleme ergeben sich im täglichen Handling für den Kunden, wenn ständig neue Inhalte eingespielt werden müssen?
Christoph Gockel: Egal, ob wir von Showrooms, Experience Centern oder Corporate Studios sprechen – die Bedürfnisse des Kunden sind sehr ähnlich: Es geht darum, sich in einem Raum zu repräsentieren und Kommunikation zu betreiben. Dafür braucht man eine Story, die richtigen Inhalte und die passende Technik. Wenn diese Technik aber zu komplex oder zu kompliziert ist, traut sich der Kunde oft nicht, sie selbst zu bedienen. Die Folge: Zusätzliche Techniker werden in die Prozesskette eingebunden – das verursacht nicht nur höhere Personalkosten, sondern auch eine weitere Schnittstelle und damit schnell eine Verdopplung des Aufwands Unser Ziel ist es, dass Kunden hochwertige Inhalte und Präsentationen mit minimalem Aufwand und möglichst in Eigenregie erstellen können.
Ihr habt mit Realtime Department dafür eine spezielle Software entwickelt. Was genau ist Uniqvue?
Wir realisieren seit über 20 Jahren bildstarke, interaktive Erlebnisse, ursprünglich im Show- und Event-Bereich und seit etwa zehn Jahren verstärkt auch im Bereich der Fest-installation. Der Startpunkt für die Entwicklung von Uniqvue war ein Projekt für einen großen Kunden aus dem Consulting-Bereich: ein 360-Grad-Erlebnisraum, der weltweit ausgerollt werden sollte. Auf Basis der Learnings aus dieser intensiven Zusammenarbeit haben wir Uniqvue entwickelt. Man kann es als eine Art Betriebssystem für digitale Erlebnisräume verstehen. Es ist ein modulares und skalierbares Framework, das immer dann ideal geeignet ist, wenn es um großformatige Präsentationen, interaktive Workshops, Konferenzen oder hybride Veranstaltungen geht. Wir nutzen dabei moderne Technologien wie 3D-Echtzeit-Rendering, Touch-Sensorik und datengetriebene Inhalte, verpackt in eine sehr intuitive Steuerung.
Für welche Arten von Installationen ist Uniqvue primär vorgesehen?
Hauptsächlich für die digitale Inszenierung im Raum. Das umfasst die erwähnten Showrooms, Experience Center, Digital Labs und Corporate Studios. Aber auch für das, was ich „monumentale Signage-Projekte“ nenne, ist es geeignet – große, interaktive Installationen, die mehr können, als nur Werbefilme aneinanderzureihen. Im Grunde überall dort, wo immersive Räume und große Bühnenbilder entstehen und hochwertiger Inhalt einfach und flexibel gehandhabt werden soll. Wir bieten Uniqvue dazu in verschiedenen Varianten an: eine Lab-Version für interaktive und kollaborative Workshop-Formate, eine Studio-Version für die Bedürfnisse von Corporate Studios und eine Enterprise-Version, die beides kombiniert und für die Bespielung mehrerer Bühnen ausgelegt ist.

(Bild: Realtime Department)
Welche Hardware-Anforderungen stellt das System? Was benötigt ein Integrator in einer Installation?
Da wir ein Echtzeit-Render-System nutzen, ist die einfache Formel: Je größer die Bühne, desto leistungsfähiger muss die Workstation sein. Es wird also hauptsächlich Grafikleistung benötigt. Pro Bühne – und eine Bühne kann aus mehreren Bildflächen bestehen – benötigen wir eine potente 3D-Grafik-Workstation. Diese konzeptionelle Limitierung auf eine Workstation pro Bühne haben wir uns bewusst auferlegt, weil viele Kunden Web-Inhalte zeigen, die sich über Cluster-Grenzen hinweg nur schwer darstellen lassen. Da die Leistung von Grafikkarten aber inzwischen sehr groß ist und weiter steigt, wird das immer weniger zu einem Thema. Wir haben bereits LED-Flächen mit 30 Megapixeln problemlos bespielt. Wir sind dabei nicht herstellergebunden und unterstützen Integratoren mit Spezifikationen, wenn diese beispielsweise Rahmenverträge mit bestimmten Herstellern haben. Wir werden aber zeitnah auch UNIQVUE-Server inklusive Hardware im Gesamtpaket anbieten können. Ergänzend kommt eine grundlegende Netzwerkinfrastruktur und ein Kontroll-PC für Serverdienste hinzu.
Wie sieht der Workflow für den Anwender aus, der neue Inhalte erstellen und präsentieren möchte?
Nach einem kurzen Onboarding sind unsere Kunden in der Lage, komplexe Show-Abläufe selbstständig zu konfigurieren und zu präsentieren. Das System gibt durch Templates und Presets gewisse Leitplanken vor. Es ist kein klassischer Medienserver, bei dem man alles tun kann, aber auch alles tun muss. Der Nutzer stellt sich seine Show in unserem Manager-Tool zusammen. Dort legt er seine Agenda an, und für jeden Agenda-Punkt entsteht ein leeres Bühnenbild im korrekten Seitenverhältnis. Anschließend zieht er per Drag & Drop die gewünschten Elemente aus den Bibliotheken zusammen:
- Animierte 2D- oder 3D-Hintergründe
- Layout-Templates für die Bildaufteilung (zum Beispiel ein zentriertes Bild oder zwei nebeneinander)
- Content-Module wie Videoplayer, Bilder, Slideshows, Live-Quellen, HTML-Seiten, animierte Texte oder auch interaktive Elemente wie Storyboards oder datengetriebene Workshops
Gesteuert wird die fertige Präsentation direkt an einer Touch-Wand oder über ein responsive Web-Interface auf einem Regie-Display oder auf dem Mobiltelefon.
Was macht die Software besonders effizient?
Die Effizienz ergibt sich aus mehreren Kernfunktionen. Zum einen das User- und Rollenmanagement: Es gibt Administratoren, Power-User, die Templates und Styles anlegen, und Redakteure, die nur noch Inhalte befüllen. Das ermöglicht es, fachliche Abteilungen direkt in die Inhaltserstellung einzubinden.
Ein weiterer Punkt ist das 3D-Echtzeit-Rendering: Alle Motion-Designs sind keine starren Videos, sondern werden live gerendert, sind immer flüssig und können über Parameter wie Geschwindigkeit oder Farben dynamisch angepasst werden. Wesentlich ist auch das Style-System: Farben, Fonts, Logos und Icons werden einmal zentral definiert. Ein kompletter Show-Ablauf lässt sich mit einem Klick an das Corporate Design eines Gastkunden personalisiert anpassen.
Zuletzt das Thema Automatisierung: Uniqvue kann sich mit Raum- und Mediensteuerungen verbinden, um beispielsweise Licht- oder Kamera-Presets passend zu einem Bühnenbild automatisch auszulösen. Das schafft gerade in Streaming-Situationen sehr effiziente Workflows. All das führt dazu, dass fast alle unsere Kunden ihre Räume ohne externen Operator betreiben.
Neben den Kernfunktionen bieten Sie auch Zusatzmodule an. Welche Integrationen sind hier besonders gefragt?
Vor allem Anbindungen an Raum- und Mediensteuerungen sowie spezielle Videokonferenzlösungen. Wir haben zum Beispiel für einen Kunden ein System umgesetzt, bei dem Kameras auf einer zehn Meter langen Schiene automatisch an die Position fahren, an der eine Videokonferenz an der Wand gestartet wird.
Ein großer Bereich sind zudem interaktive, datengetriebene Module für Workshop-Formate, die wir im Co-Creation-Prozess mit Kunden entwickelt haben. Unser jüngster Zuwachs ist die Integration des ARRI-Color-Managements, die im Rahmen unseres „Corporate Studio Bundle“ entstanden ist, das wir zusammen mit ARRI und Samsung auf der ISE 2025 in Barcelona gelauncht haben.
Das System wird also stetig weiterentwickelt. Woran arbeitet ihr aktuell und welche Rolle spielt KI dabei?
Sehr konkret ist die Integration unseres Rundown-Managements. Dieses Tool haben wir für die Bespielung der großen Muxwave-Installation am Südeingang der ISE entwickelt, um die über 1.500 Einzelelemente über den Tag zu steuern. Dieses Feature wird nun fester Bestandteil von Uniqvue.
Ein großes strategisches Thema für uns sind KI-gestützte Workflows und Automatisierung. Das größte Potenzial für den Kunden liegt auf der Inhaltsebene, und Inhalt bedeutet für uns nicht nur Bild und Video, sondern vor allem auch Daten. Es geht um die Nutzung von Sensoren, Besucherprofilen oder Nutzerdaten zur Personalisierung von Erlebnissen. Ein konkretes Thema ist es, einem Besucher nach einem Termin einen hoch individualisierten Report dessen zu schicken, was im Raum erlebt und besprochen wurde. In solchen datengetriebenen Workflows kann KI enorm unterstützen, indem sie im Hintergrund Themen sortiert, anreichert und aufbereitet. Aber natürlich auch bei der Erstellung von Shows selbst. Ich stelle mir einen Sprachassistenten vor, mit dem ich im Raum die Bühnenbilder in Echtzeit erstellen kann. Das wird uns noch länger beschäftigen.













































































































































































