In einer jüngsten Lernstandserhebung Mathematik, die unter Studienanfängern in Sachsen durchgeführt wurde, zeichnet sich ein besorgniserregendes Bild ab. Während sächsische Abiturienten im Vergleich zu ihren Kommilitonen aus anderen Bundesländern und dem Ausland besser abschnitten, offenbaren die Ergebnisse insgesamt gravierende Defizite in elementaren mathematischen Fähigkeiten. Die Studie wurde vom Arbeitskreis Schulmathematik der sächsischen Hochschulen durchgeführt und legt nahe, dass selbst grundlegende Rechenkompetenzen wie der Umgang mit Potenzen, Brüchen und algebraischen Termen für viele eine Herausforderung darstellen.
Dieser Befund ist besonders alarmierend, wenn man bedenkt, dass Deutschland dringend Fachkräfte in den Bereichen Wirtschaft, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technologie (WiMINT) benötigt. Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft besteht eine Lücke von 326.100 Fachkräften in diesen Sektoren. Die Diskrepanz zwischen dem Bedarf an qualifiziertem Personal und den abnehmenden Einschreibezahlen sowie hohen Abbruchquoten in WiMINT-Studiengängen ist besorgniserregend. Studienabbrüche sind oft auf Überforderungen in Mathematik zurückzuführen – ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Berufe.
Die Erhebung zeigt, dass die guten Abiturergebnisse Sachsens in Mathematik nur wenig über die tatsächliche Studierfähigkeit der Schulabgänger in WiMINT-Fächern aussagen. Dies weist auf eine tiefgreifende Diskrepanz in unserem Bildungssystem hin, die Fragen aufwirft: Werden unsere Schüler angemessen auf die Anforderungen der Zukunft vorbereitet? Wie können Schulen und Hochschulen auf diese Herausforderungen reagieren?
Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, grundlegende mathematische Fähigkeiten und Konzepte in der Mittelstufe zu vermitteln und zu üben. Eine kontinuierliche Wiederholung der Grundlagen auch in höheren Klassenstufen ist entscheidend. Diese Herausforderungen sind jedoch nicht nur auf das Schulsystem beschränkt. Es bedarf auch einer Antwort von Seiten der Hochschulen und Unternehmen.
Angesichts dieser Situation ist es umso dringlicher, dass die bevorstehende „Fachtagung Übergang Schule-Hochschule“ am 23. Januar 2024 in Dresden effektive Strategien und Maßnahmen zur Verbesserung des Mathematikunterrichts und zur Behebung der festgestellten Defizite entwickelt. Nur durch eine solche konzertierte Anstrengung können wir hoffen, unseren Schülern die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie benötigen, um in einer zunehmend technologisch und wirtschaftlich orientierten Welt erfolgreich zu sein.
Die Frage bleibt: Können wir es uns leisten, weiterhin hinter unseren eigenen Standards zurückzubleiben, während die Welt um uns herum voranschreitet? Es ist Zeit für eine gründliche Überprüfung und Reform unseres Bildungssystems, um sicherzustellen, dass wir die nächste Generation adäquat auf die Herausforderungen und Möglichkeiten der Zukunft vorbereiten. (Quelle: idw)