(Universitätsprofessorin Symbolbild). |
Ein neuer Blick auf Wirtschaft und Gesellschaft durch die Philosophie
Die moderne Wirtschaftswelt wird oft als ein Spiel der Zahlen wahrgenommen. Doch Prof. Dr. Johanna Thoma, eine renommierte Philosophin von der Universität Bayreuth, fordert einen Perspektivwechsel. In ihrem bahnbrechenden Artikel „Social Science, Policy and Democracy“ betont sie die Bedeutung der Philosophie für ein tieferes Verständnis wirtschaftlicher Themen, insbesondere in Bezug auf deren Auswirkungen auf die Demokratie.
Die letzten Ursachen
Die klassischen physikalischen Theorien, zum Beispiel die klassische Mechanik oder die Elektrodynamik, haben eine klare Interpretation. Den Symbolen der Theorie wie Ort, Geschwindigkeit, Kraft beziehungsweise Spannungen und Felder ist eine intuitive, klare Entsprechung in Experimenten zugeordnet. Anders sieht es bei einer der Säulen heutiger Welterkenntnis aus: der Quantenphysik. Da die Quantenphysik auf der sehr abstrakten Wellenfunktion basiert, kann eine Interpretation nicht mehr intuitiv erfolgen. Es liegt eine unzulässige Vermischung von Abstraktem mit Realem vor. Wenn man dagegen Abstraktes und Reales auseinanderhält, fällt es leichter zu einer realistischen Deutung von bisher schwer Verständlichem zu kommen. Hier findet die heutige Naturphilosophie eines ihrer reichhaltigen Betätigungsfelder. Sie versucht die Natur in ihrer Gesamtheit zu erfassen, ihre Strukturen zu beschreiben, anschaulich zu erklären und zu deuten.
Zudem gibt es neue Erkenntnisse, die es zulassen, eine naturwissenschaftliche Theorie über den transzendenten physikalischen Bereich, jenseits von Raum und Zeit aufzustellen. Das Werk eines Physikers, der die metaphysische Seite vom Jenseits beschreibt, schließt das „Buch der Naturerkenntnis“ ab.
Insgesamt ist ein abgerundetes Werk über „Die letzten Ursachen“ entstanden, das neben aktueller Erkenntnis die Weisheit der Jahrhunderte enthält und vielleicht sogar noch ein wenig von dem, was die Zukunft erst erweisen wird.
Philosophie trifft Wirtschaft: Ein neues Forschungsfeld
Thoma argumentiert, dass die Sozialwissenschaften, einschließlich der Wirtschaftswissenschaften, Wertannahmen zugrunde legen müssen, die oft die Grundlage politischer Entscheidungen bilden. Dies wirft eine zentrale Frage auf: Wie vereinbar ist dies mit den demokratischen Prinzipien? Die Antwort liegt in der Philosophie. Sie fordert eine breitere Palette von Werteorientierungen in den Sozialwissenschaften, um ein vielseitigeres und realistischeres Bild der Gesellschaft zu schaffen.
Die Rolle der Wissenschaft in der Demokratie
Der Artikel hebt hervor, dass die wissenschaftliche Forschung und die öffentliche Berichterstattung oft zu stark auf bestimmte Maßstäbe, wie etwa die Inflation, fokussiert sind. Dies führt zu einer einseitigen Darstellung der gesellschaftlichen Realität. Thoma schlägt vor, dass Wissenschaft und Forschung demokratischer gestaltet werden sollten, um die verschiedenen Wertvorstellungen der Bevölkerung widerzuspiegeln.
Fazit: Ein Plädoyer für Wertepluralismus
Prof. Thoma schließt mit einem starken Plädoyer für mehr Wertepluralismus in den Sozialwissenschaften. Sie betont, dass dies für die Aufrechterhaltung demokratischer Prinzipien entscheidend ist. Ihr Artikel unterstreicht die Notwendigkeit, die wirtschaftliche Analyse über reine Zahlen hinaus zu erweitern und sie in den Kontext von Ethik und gesellschaftlichen Werten zu stellen.
In einer Welt, in der Wirtschaft und Politik zunehmend miteinander verflochten sind, bietet Thomas Arbeit eine frische Perspektive. Sie erinnert uns daran, dass Zahlen allein nicht die ganze Geschichte erzählen und dass die Philosophie eine wichtige Rolle bei der Gestaltung unserer Zukunft spielt.
Originalpublikation:
Thoma, J. (2023), Social Science, Policy and Democracy. Philos Public Aff. https://doi.org/10.1111/papa.12250